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Zur Kritik von |
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Unterwerfung, Schauspielhaus |
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Lob der Unterwerfung
Der Literaturprofessor François (Edgar Selge) ist ein Macho. Daraus macht er keinen Hehl. Frauen hält er für eine Art von Menschen, liebt sie aber hauptsächlich jung und knackig fürs Bett. Die Liebe des Mannes ist für ihn eine Anerkennung für das Vergnügen , das die Frauen ihm bereiten. Da er nun auch schon in den Fünfzigern ist – ein Alter in dem Frauen vom Liebwesmarkt schon lange ausgesondert sind - kann er seinem eigenen kommenden Verfall nur noch hilflos zuschauen.
Zeitgleich geschieht Ungewöhnliches in Frankreich: Die Rechtsradikalen liefern sich einen heftigen Wahlkampf mit den Salafisten. Bürgerkrieg findet auf den Straßen von Paris statt. Schließlich erreichen die Bruderschaft der Muslime mehr Stimmen als die Partei von Hollande. Die Salafisten bilden eine Koalition mit den Katholiken. Sie entdecken mehr Gemeinsamkeiten als gedacht. Endlich sollen wieder Werte zählen. Doch nicht die, auf die Frankreich bisher nach der französischen Revolution stolz war "Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit" sondern die der Familie, der Gottgläubigkeit und der religiösen Ordnung. An der Uni sind Frauen nicht mehr erwünscht. Die Schulpflicht endet nach der Primarstufe. Die Arbeitslosenquote sinkt drastisch, da die Hälfte der Arbeitnehmer an den Herd verbannt sind. François betrachtet all das mit skeptischen aber interessierten Blick. Seine berufliche Karriere ist bei Zahlung einer lebenslangen Rente erst einmal beendet. Er langweilt sich, denkt nach der Verabschiedung seiner letzten Bettgefährtin an Selbstmord. Zögernd lässt er sich auf ein Angebot des neuen Unipräsidenten ein: Nach einer Konversion zum Islam darf er nicht nur wieder arbeiten sondern auch seines Gehaltes entsprechend viele junge Frauen heiraten, die für ihn alles bereithalten, was er sich von einer Frau wünscht: Jugend, Kochtopfinteresse und Fügsamkeit. Das Kreuz als Symbol des christlichen Westens ist als ein um sich selbst rotierender Raum in die Holzbühnenwand eingelassen . Er dreht sich wie ein Mühlrad. François versucht kurzfristig in seinen engen, ungemütlichen Hohlräumen Heimstatt zu finden. Er krabbelt mühsam hinein, steigt beschwerlich wieder aus, rutscht mit seinen Vorräten von einer Seite auf die andere und klemmt immer wieder in unbequemer Stellung zwischen den engen Begrenzungen fest. Zum Schluss steigt er endgültig aus und das Kreuz verschwindet im Bühnenhintergrund und François ist bekehrt: Er steht im weißen islamischen Gewand am Bühnenrand. François erzählt seine Geschichte als Vertreter des arrivierten Bildungsbürgertums in einem bröckelnden Europa. Er analysiert völlig desillusioniert die vermeintlichen Errungenschaften des Westen. Als Professor sollte er junge Leute ausbilden, doch er nutzte seine Stellung eher zum Abgreifen junges studentischen Fleisches. Im Islam sieht er eine willkommene Chance seine frühere Vormachtstellung als Mann noch länger als gedacht aufrechtzuerhalten. Pragmatisch ergreift er sie.
Edgar Selge wirkt dabei wesentlich sympathischer als der Ich-Erzähler des Roman „Die Unterwerfung“. Er serviert selbst seine Macho- Beschreibung der weiblichen Sex-Dienstleistungen mit einem Augenzwinkern. Er ist ein trauriger Clown, wie er in der zweiten Hälfte nach der Pause offenbart. Mit weißer Schminke im Gesicht und knallroten verschmierten Lippen hat Regisseurin Karin Beier ihn genau da, wo sie ihn sieht. Er ist abgehalfterter Comedian seiner Gattung, der Gattung alternder Mann. In Würde altern, diese Option gibt es für ihn nur unter die Aufgabe aller seiner bisherigen Überzeugungen. Birgit Schmalmack vom 11-7-16
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Apathie für Anfänger Brain Projects, Schauspielhaus
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