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Zur Kritik von |
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Peer Gynt, Schauspielhaus |
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Frau ist der neue Mann
Die Frau (Angela Winkler) ist auf und davon. Sie hat alle Erwartungen der Gesellschaft beiseite geschoben und ihr frisch geborenes Baby und ihren Mann zurückgelassen. Ihre Muttermilch hat sie frisch abgepumpt in der Kühltruhe hinterlegt. Endlich konnte sie wieder frei atmen. Nach über 45 Jahren kehrt sie nun als international bekannte Architektin in ihr norwegisches Heimatdorf zurück. Sie trifft auf ihren Mann (Ernst Stötzner), der die ganzen Jahre brav auf sie gewartet hat. Auch ihre Tochter (Maria Schrader) hat ihren eigenen Weg eingeschlagen. Sie ist im fernen Dubai in einer reinen Männerwelt als Geschäftsfrau erfolgreich geworden, während ihr Mann (Paul Herwig) – wie der Großvater - sich in Norwegen um ihre gemeinsame Tochter gekümmert hat. Diese steht nun kurz vor ihrer Hochzeit, was die zurückgekehrte "Oma" nur als völlig rückschrittlich ansehen kann. Um diese drei Frauengenerationen dreht sich Simon Stones Neubearbeitung von Ibsens "Peer Gynt". Er stellt nicht Männer auf der Suche nach dem ominösen Lebenssinn in den Mittelpunkt des Stückes sondern Frauen auf dem Weg zu ihrer Eigenständigkeit. Sie sind keine Wesen, die fremdbestimmt von ihrer Umgebung herumgeschubst werden sondern ihre Entscheidungen selbstbewusst treffen. Glück und Erfüllung sind dabei nicht unbedingt das Ziel sondern das Recht auf die eigene Erfahrung. Als diese drei Frauen nun zum ersten Mal als Erwachsene aufeinander treffen, erkennen sie in der anderen ihre Wurzeln. Sie können in ihrer jeweiligen Geschichte sich selbst erkennen und auch die Fehler, die sie gemacht haben. Doch die Männer, die sie in ihrer Umgebung zulassen, sind leicht zu steuernde Würstchen, die ihnen nicht auf Augenhöhe begegnen können. Sie sind hysterisch, zögerlich, unterwürfig oder sogar hörig. Die Frauen entwickeln ihre speziellen neurotischen Eigenarten ohne Korrektiv durch einen gleichwertigen Partner. Die Gier nach Abenteuer, nach Lust, nach Erfolg, nach Macht bestimmt ihr Leben. Stone beweist mit seiner Story: Auch Frauen können den machtbewussten Egoismus von Männern entwickeln. Doch als die Großmutter von ihrer Krebserkrankung erfährt, will sie wieder an den Anfang zurück. Sie hat das Gefühl, dass ihr Leben keinen Sinn gehbt hat. Auch sie hat ihren Peer Gynt gelesen. Wie eine Zwiebel, nur ohne einen Kern fühlt sie sich in Angesicht des nahenden Todes. Simon Stone inszeniert seine Neudichtung des Stoffes selbst auf der Bühne des Schauspielhauses. Temporeich, schrill und berührend. In drei Stunden knallen die drei prallen Frauenleben über die Bühne. Vier verschiedene prägnante Bühnenbilder markieren die vier Spielorte. Während die Frauen ihre jeweils besonderen Persönlichkeiten entwickeln dürfen, sind die Männer aber zu plakativen Statisten in ihrem Leben verdonnert. Auch so sieht erfüllendes Leben nicht aus. Birgit Schmalmack vom 14.3.16
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Peer Gynt © Matthias Horn
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Druckbare Version
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Geächtet, Schauspielhaus Die Physiker, Schauspielhaus
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