Die Weihnachtshasser



Das Bader-Ehnert-Kommando in vorweihnachtlicher Bestform

Scrooge hasst Weihnachten. Er kann mit dem Gesülze um Liebe, Menschenfreundlichkeit und Frieden nichts anfangen. Für ihn zählt nur die bare Münze. Also will er an Heilig Abend lange arbeiten, Kündigungen schreiben lassen und früh zu Bett gehen, um am nächsten Morgen wieder neues Geld scheffeln zu können. Doch dann kommt alles anders: Ihm erscheinen in dieser Nacht drei Geister, die ihm den wahren Sinn des Lebens näher bringen wollen. Der Geist der Vergangenheit, der Gegenwart und der Zukunft.
Das Bader-Ehnert-Kommando hat sich diese alte Weihnachtsgeschichte von Charles Dickens vorgeknöpft und auf die Jetztzeit transferiert. Denn dieser fiese Geschäftsmann ist beileibe kein Auslaufmodell sondern in Zeiten von Amazon, Google, Nestle, Kik, Primark und Co ein Typ Mensch, der anscheinend gerade im globalisierten Kapitalismus zu Höchstformen aufläuft. Doch auch diesen neuzeitlichen Scrooge geben Kristian Bader und Michael Ehnert so leicht nicht auf: Auch ihn wollen sie durch die Botschaften der Weihnachtsgeister wachrütteln. Und natürlich auch ihr Publikum. Auch wenn Bader als Scrooge immer wieder laut stöhnt, sobald Ehnert zu seinen Belehrungen über die Arbeitsbedingungen in Bangladesh, in China und über die Umweltzerstörungen der weltweit agierenden Lebensmittelkonzerne ansetzt - diese machen klar, dass dieser vergnügliche Weihnachthasserabend einen sehr ernsten politischen Hintergrund hat: Hier wollen zwei tolle Schauspieler und Kabarettisten zugleich aufklären und dabei auf keinen Fall die Stimmung sinken lassen. Zur Not muss Bader eben mal eine kleine Stepppeinlage hinlegen oder Ehnert ein schiefes Weihnachtslied anstimmen. Ein toller Abend, der auch nach 12 Jahren, die seit seiner Erstinszenierung vergangen sind, leider nichts an seiner Aktualität verloren hat. Am besten schon jetzt die Karten für Ende November 2016 sichern!
Birgit Schmalmack vom 20.12.15