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Zur Kritik von |
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Die Päpstin, Altonaer Theater |
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Hadern mit Gott
Johanna ist ein wissbegieriges, neugieriges Mädchen. Sie fragt und hinterfragt gerne. Sie will lernen. Ganz besonders Bücher haben es ihr angetan. Heute wären Eltern hocherfeut über so ein lesefreudiges Kind. Doch sie lebt im 9. Jahrhundert, in dem Bildung für Mädchen als verpönt und unsittlich gilt. Ihr strenggläubiger Vater ahndet jeden Lernversuch mit Schlägen. Nur ihrem älteren Bruder hat Johanna zu verdanken, dass sie dennoch Lesen und Schreiben lernt. Als ihr jüngerer Bruder stirbt, sieht Johanna ihre Chance gekommen: Sie wird zu Johannes und geht als Mann ins Kloster, um weiter zu lernen. Unter den Mönchen gelangt sie durch ihren logischen Verstand und ihr strategisches Denken bald zu Einfluss. Wie sie durch ihre Weisheit selbst die Ränkespiele der Mächtigen in Rom auszutricksen weiß und schließlich auf den Hohen Stuhl kommt, erzählt Donna Woolfolk Cross in ihrem Roman „Die Päpstin“. Doch um Wissen zu erlangen, muss sie einen hohen Preis bezahlen: Sie muss ihre Weiblichkeit verleugnen. Wie schmerzlich das ist, erlebt sie erst, als sie Graf Gerold (Philip Schwarz) kennenlernt. Sie entscheidet sich gegen die Liebe und für Karriere. „Ich wäre nicht mehr die, die du liebst“, entgegnet sie auf den Heiratsantrag von Gerold. So wird aus der mittelalterlichen Geschichte eine sehr heutige der Emanzipation und Identitätsfindung. Anjorka Strechel ist der Pol, um den die ganze Inszenierung kreist. Sie ragt aus dem 17köpfigen Ensemble heraus. Sie wirkt als kleines Mädchen ebenso glaubwürdig wie als aufmüpfig Lernende, als mit Gott hadernde Gläubige, als liebende Frau und als bestimmt agierender Papst. Regisseurin Eva Hosemann erzählt die Handlungsstränge des Romans getreulich nach und streut die modernen Aspekte in ihrer historisierenden Inszenierung nur in Minidosen ein. Die Auftritte zwischen den goldenen Torbögen geraten zu einer Kostümschau, die viel Wert auf Äußerlichkeiten legt und den Abend schwerfällig macht. Das mag auf der Ruinenbühne in Jagsthausen, wo die Erstaufführung des Stückes stattfand, passend gewesen sein, auf der Bühne des Altonaer Theaters kommen diese Mittel eher betulich konventionell daher. Doch immer wieder entstehen auch intensive Momente. Dann verzichtet Hosemann auf jede Dekoration. Zum Beispiel wenn Johanna an der Rampe ganz pur mit Gott hadert, weil sie nicht verstehen kann, dass er die Ungerechtigkeiten und Krieges zulässt. Dieser Schlichtheit, Konzentration und Ehrlichkeit hätte Hosemann ruhig noch mehr vertrauen können. Birgit Schmalmack vom 20.9.14
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Druckbare Version
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Homo Faber Der Hundertjährige, Altonaer Theater
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