Romeo und Julia


Romeo und Julia als therapeutische Rollenspiel

Ein Matratzenlager, das ist die Kulisse für die größte Liebesgeschichte aller Zeiten. Romeo und Julia als therapeutische Rollenspiel für Burnoutpatienten, darauf muss man ersteinmal kommen. Die Bremer Shakespeare Company ist bekannt dafür, klassische Stoffe zu nehmen um damit nach Herzenslust zu spielen. Jenseits von Prunk und Pracht verlegen sie die Liebe dieses Mal einfach in die Irrenanstalt.
Zunächst ist noch Skepsis angesagt: Mit Textbüchern in der Hand, in Schlaganzüge und Zwangsjackenzubehör gekleidet – kann so ein Einfühlen in das Drama um die zerstrittenen Familienclans Capulet und Montague gelingen? Doch erstaunlich schnell haben die Patienten ihre eigenen Probleme vergessen und sind in ihre neuen Rollen geschlüpft. Eine neue Jacke und schon wird aus Romeo (Markus Seuß) Julias Vater, aus Paris (Tim Lee) wird Tybalt, aus dem Fürsten (Peter Lüdinger) Benvolio, aus der Amme der Pater und aus Julia (Therera Rose) Mercutio. Geschlechtergrenzen interessieren dabei nicht. Matratzenschlachten werden ausgetragen, fliegende Matratzen werden zu Dolchen, hinter Matratzen das Liebesspiel verborgen und ein Matratzenstapel zu Grabesgruft für Romeo und Julia. Ideenreich, gekonnt und inbrünstig ist das Rollenspiel, das zum Spiel um Leben und Tod wird. Mehr Emotionentraining als bei Shakespeare geht nicht, das war das Motto dieses Spiels. Doch die tolle Idee der Rahmenhandlung ist zu schnell im Eintauchen ins Shakespeare Drama vergessen. Zu selten lassen die Schauspieler noch durchblicken, dass sie eigentlich sie eigentlich Patienten spielen, die wiederum Romeo, Julia, Tybalt, Amme und Fürst spielen. Zu schnell sind sie gar und gar in das Liebesdrama eingetaucht. Das spricht für die Qualität von Shakespeares Stück, aber weniger für die Konsequenz in der Regie.
Birgit Schmalmack vom 25.6.14





Zur Kritik von

Abendblatt 
 
 



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