Alice im Wunderland, Gorki Irgendwann fällt der Satz: Die Suche nach einer kohärenten Geschichte sei vergeblich. Das trifft auch auf den gesamten Abend zu. Doch das sollte bei einer Fantasieerzählung wie der von Carroll, die dieser direkt im Reich der Träume ansiedelt, auch erlaubt sein. Wenn Frljic seine Vergleiche zu real existierenden Zuständen im hiesigen „Wunderland“ überstrapaziert, um auch ja verstanden zu werden, erscheint das fast verständlich angesichts der momentanen politischen Diskurse, die immer krassere Formen annehmen.
Muttersprache Mameloschn, Gorki Die Neuinszenierung des Stückes auf der großen Bühne des Gorki über zehn Jahre nach seiner Erstaufführung hat ihm nichts an seiner Pointiertheit und Aktualität genommen. Ganz im Gegenteil: Wenn heute von einem Überfall auf Israel an John-Kippur gesprochen wird, wenn der Umgang mit Antisemitismus in dem antifaschistischen Staatssystem der DDR und dem Schweigen in der Familie über die eigenen Verstrickungen in den Systemen thematisiert wird, scheinen die Fragen noch dringlicher geworden zu sein.(© Ute Langkafel MAIFOTO)
Die Kameliendame, BE Die Erwartung speziell an Frauen, selbst im Tod eine gute Performance hinzulegen, zumal auf der Bühne, wird in dieser Inszenierung mit viel Humor hinterfragt. Ebenso die Vorurteile, dass doch Kranke selbst Schuld an ihrer Krankheit seien, weil sie einfach einen schlechten Lebensstil pflegten. Nur damit man sich der zu Beginn zitierten Tatsache nicht stellen muss und sich noch eine Zeit lang in Sicherheit wiegen kann, man würde von dieser Unausweichlichkeit verschont bleiben, weil man eben alles richtig macht und auf Dauer Staatsbürger:in im Land der Gesunden bleiben wird. © Moritz Haase
Gesetze schreddern, Malersaal Kevin Rittberger spürt mit seinem Stück, bei dem er auch Regie führt, den Möglichkeiten zur Verarbeitung der Zukunft nach. Während das Bühnenbild, das sich bis ins Foyer erstreckt, in vereinnahmender Düsternis von all den schon ausgestorbenen Tieren erzählt, die die Menschen schon ausgerottet haben, richtet er mit seinen beiden Schauspieler:innen Ute Hannig und Samuel Weiss den Blick auf die Chancen der Veränderung. Er lädt zu einem Gedankenspiel ein, das die Beiden stellvertretend auf der Bühne für die Zuschauer:innen ausfechten. Können Tiere, Landschaften und Ökosysteme zu eigenständigen Rechtspersonen werden? Müssen wir dafür zunächst ihre Sprache verstehen oder können wir als Menschen aus unserer Perspektive für sie sprechen? Kann der Kapitalismus dabei helfen, ihren Wert zu erkennen? Wird uns je die Wichtigkeit ihres Überlebens bewusst werden? Oder erst wenn es zu spät ist, wie der Bühnenraum es uns ausmalt? Ein theatraler Anregungsabend, der im Rahmen der größeren Reihe »Realnische 0« im Malersaal zur tätigen Gestaltung unserer Zukunft einlädt.
Yol oder ein Zebrastreifen geht Sonne suchen, Thal Eine melancholische Atmosphäre durchzieht diesen Abend, aber durchdrungen von dem ständigen Versuch, sich gegen alle Widerstände zu verknüpfen. Auch wenn Nina zum Schluss alleine in den Schatten der Gaußhöfe verschwindet, ist man sich insgeheim sicher, dass die Drei auch danach noch den Kontakt zueinander suchen werden. Ihre Sehnsucht nach Verbindung und Unterstützung wird nicht aufhören. Eine kleine Botschaft der Hoffnung in Zeiten der Zersplitterung und Fragmentierung im heutigen Deutschland.(Foto: Fabian Hammerl)