IM CABARET, AU CABARET, TO CABARET, HfMT Jungregisseur Ivan Ruge verzichtet auf die Rahmengeschichte und konzentriert ganz auf die Musik. Nur durch sie will er die Umstände kommentieren. Im Mittelpunkt der Show steht sein Hauptdarsteller. Bei seinem Song "If you could see her (hier: him) through my eyes", offenbart der Conférencier seine Vorliebe zu seinem Bettgespielen. Der räkelt sich derweil nackt auf dem Podest, nur mit einer Hundeschnauze eines Schäferhundes angetan. Eine Anspielung auf den Schäferhund liebenden Hitler. Bei "Money makes the world go arround" kotzt er auf dem Boden liegend Geldstücke in einen Soldatenhelm, um sich dann als Gewinner zu erheben und sich von den anderen bewundern zu lassen.    Ocean cage, Kampnagel Der dramaturgische Höhepunkt in dem sich fließend, intuitiv und meditativ entwickelnden Abend ist das Auftauchen eines lebensgroßen Pottwals, der sich von der Decke entfaltet. Er schwimmt in wiegenden Bewegungen durch die Halle, direkt vor den Zuschauenden. Wie der kleine Mensch Siko mit ihm in Kontakt zu treten versucht, macht die Gefährlichkeit dieser Begegnung deutlich. Doch der Tänzer wird seinen zunächst erhobenen Speer sinken lassen und darauf verzichten, das Tier zu töten. Stattdessen schreitet er dem Gott der Sonne entgegen und betet ihn an. Dieser Abend widmet sich dem Gefühl. Wer sich auf diese ganz andere Vorstellungswelt einlassen mochte, ging um eine Erfahrung reicher aus der K6 und musste sich selbst der Frage stellen, wie weit der herablassende westliche Blick gerechtfertigt ist.    A PLACE CALLED HOME, Kampnagel So erschuf Monique Smith-McDowell zusammen mit ihren herausragenden Tänzer:innen Alessia Vinotto, Isidora Soto Frias, Anam (Lukas) Lubisia, Virendra Nishad und ihrem „Philosophen der Hoffnung“ Zwoisy Mears-Clarke eine vielschichtige, ausdrucksstarke und gefühlvolle Choreographie, die die Bedeutung von Heimat jenseits von jeder unsäglichen Leitkulturdiskussion in hoffnungsvolle Bilder und Worte übersetzt. (Foto: Andreas Schmidt)    Der eigene Tod, DSH Péter Nádas hat nach einem selbst erlebten Herzinfarkt sein Schweben zwischen Leben und Tod akribisch beschreiben und analysiert. Er betritt quasi stellvertretend für seine Leser:innen und hier auch im Malersaal für seine Zuschauer:innen ein Land, aus dem es normalerweise keine Rückkehr gibt. Doch dieser Reisende in dieses Zwischenreich zwischen Leben und Tod kann eine seltene Zeugenschaft vorlegen und stellt sich dieser Aufgabe mit größter Genauigkeit. Er beschreibt minutiös seinen Zustand des einerseits schwindenden Bewusstseins und andererseits gesteigerter Wahrnehmung in allen Details. Regisseur András Dömötör folgt seinem Essay mit ebenso viel Anteilnahme, Präzision und Unaufgeregtheit. (Foto: Maris Eufinger)    Gesetze schreddern, Malersaal Kevin Rittberger spürt mit seinem Stück, bei dem er auch Regie führt, den Möglichkeiten zur Verarbeitung der Zukunft nach. Während das Bühnenbild, das sich bis ins Foyer erstreckt, in vereinnahmender Düsternis von all den schon ausgestorbenen Tieren erzählt, die die Menschen schon ausgerottet haben, richtet er mit seinen beiden Schauspieler:innen Ute Hannig und Samuel Weiss den Blick auf die Chancen der Veränderung. Er lädt zu einem Gedankenspiel ein, das die Beiden stellvertretend auf der Bühne für die Zuschauer:innen ausfechten. Können Tiere, Landschaften und Ökosysteme zu eigenständigen Rechtspersonen werden? Müssen wir dafür zunächst ihre Sprache verstehen oder können wir als Menschen aus unserer Perspektive für sie sprechen? Kann der Kapitalismus dabei helfen, ihren Wert zu erkennen? Wird uns je die Wichtigkeit ihres Überlebens bewusst werden? Oder erst wenn es zu spät ist, wie der Bühnenraum es uns ausmalt? Ein theatraler Anregungsabend, der im Rahmen der größeren Reihe »Realnische 0« im Malersaal zur tätigen Gestaltung unserer Zukunft einlädt. (Foto: Maris Eufinger)