Telefonsex ohne Telefon und ohne Sex
Der eine braucht eine Marlenverarbeitungstherapie, die andere eine Auszeit vom Ehealltag einer Patchworkfamilie mit zwei geerbten Kindern. So gehen Emmi und Leo auf den zufällig entstandenen Emailkontakt ein. Die virtuelle Begegnung erlaubt einen Flirt mit dem Unbekannten und vorerst Unerreichbaren. Wahrscheinlich ist die Fantasie-Emmi besser als die reale Emmi und so schiebt man einen Transfer in die Realität immer weiter hinaus. Erotik der ganzen Bandbreite der erträumten Möglichkeiten erscheint so viel attraktiver als die mögliche Enttäuschung. „Telefonsex ohne Telefon und ohne Sex“, nennt Emmi das einmal. „Sätze sind wie Küsse“, findet daraufhin der wortgewandte Leo. Nach Monaten der virtuellen Flirterei wächst die Neugier und es wird ein Treffen verabredet. Doch dann bekommt die verheiratete Emmi Angst vor der Emmi, die sie sein könnte, und sagt ab. Der Erfolgsroman von Daniel Glattauer beschreibt auf unterhaltsame Weise vom Kitzel der Möglichkeiten, die nicht umgesetzt werden müssen. In der szenisch geschickt gekürzten Bühnenfassung, die Marianne Hauttmann im Monsun Theater zur Premiere gebracht hat, glänzen Hanka Schmidt und Jacques Freyber als hervorragend besetztes, rein virtuelles Paar. Zwischen zwei rechtwinklig angeordneten weißen Wänden auf zwei weißen Bänken sind sie sich nah und bleiben sich dennoch fern. Das Publikum im voll besetzten Altonaer Theater war zu Recht begeistert von der punktgenauen Inszenierung, die viel Raum für die eigenen Fantasien ließ. Birgit Schmalmack vom 7.7.14
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Gut gegen Nordwind von urlaub am attersee
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