Die Gruppe Lampedusa

Die Gruppe Lampedusa

Ein Abend mit der Gruppe Lampedusa

Ein neuer Senat muss her! Die Senatoren sind auch schon gefunden. Sie wollen neue Akzente für die Hamburger Politik setzen. Ihre Titel sind gleichzeitig Programm: Senator der Liebe, Senator der Freiheit, Senator des Lichts und Senator der Dekolonialisierung. Denn die Kandidaten, die sich im Thalia in der Gaußstraße vorstellen, bringen neue Erfahrungen mit. Sie sind Flüchtlinge aus Lampedusa, die durch die Bürgerkriegswirren in Libyen nach Italien fliehen mussten. Von dort sind sie nach der Anerkennung des Asyls weitergetrieben worden. Seit Anfang 2013 halten sie sich in Hamburg auf und fanden unter anderem Unterschlupf in der Kirche von Pastor Wilms auf St. Pauli.
Nun lässt der letzte Abend der diesjährigen Lessingtage, die der Intendant Joachim Lux in seiner Eröffnungsrede mit einem besonderen Augenmerk auf Afrika verband, die philosophischen Fragen des Festivals unsanft auf den Boden der realen Umsetzung in Hamburg aufprallen.
Doch zunächst verbreitet Bernadette La Hengst mit ihrem jungen Laien-Ensemble ein Wohlfühlklima mit wenigen, fast überhörbaren, politischen Seitenhieben. In diesem Teil überwog klar das Wir-Gefühl, das sich schnell zwischen singender und tanzender Darstellertruppe und der prall gefüllten Thaliahalle entspann. Die nicht ganz ernst gemeinten politischen Zukunftsvisionen machten es leicht.
Was launig als musikalische Unterhaltungsshow begann, wurde im zweiten Teil zu einer emotionsgeladenen Diskussion um den richtigen Weg, die die Spaltung der Flüchtlings- und ihre Unterstützergruppen offensichtlich machte. Denn nach der Show konnten die Zuschauer in Kleingruppen mit „Experten“ sprechen, die hier in Hamburg mit der Lampedusa-Gruppe gearbeitet hatten. Fast immer war in den Gesprächsgruppen auch ein Vertreter von ihnen dabei. Dieses individuelle Konzept erwies sich zwar als sehr informativ, aber ließ die brodelnden Divergenzen zwischen den gebildeten Parteien ohne Moderation aufeinander prallen. Duldung oder Gruppenanerkennung nach §23 waren die Schlagworte, an denen sich die Gemüter erhitzten. So wurde der gutgemeinte Abend auch zu einem Beispiel dafür, wie schnell Hilfsbereitschaft und Menschenfreundlichkeit zum spaltenden Politikum werden können.
Birgit Schmalmack vom 10.2.14


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