Die Entscheidung fürs ganze Leben
Fünfzig Jahre ist der Missionar schon im Kongo. Er hat als junger Mensch eine Entscheidung getroffen. Diese musste er in seinem Leben mehrmals überprüfen. Dazu hatte er in dem afrikanischen Land immer wieder Gelegenheit. Er sah Revolutionäre und Diktatoren kommen und gehen. Er geriet in Kriegen zwischen die Fronten. Er erlebte mit, wie das was er mitgeholfen hatte aufzubauen, wieder zerstört wurde. Er wurde Zeuge von schrecklichen menschenverachtenden Bluttaten. Er legte Zeugnis davon ab, wohl wissend dass er mit gravierenden Konsequenzen zu rechnen hatte. Dieser Mann blickt auf sein Leben zurück, das er ganz einer Entscheidung gewidmet hatte. Er will helfen. Er will zeigen, dass das Leben schöner ist, wenn der Mensch daran glauben kann, dass es mit dem Tod nicht beendet ist. Bei seinen Heimaturlauben alle drei Jahre, hat er den Verdacht, dass seine Verwandten und Freunde nicht so glücklich sind, wie ihr Wohlstand und Leben in Frieden es vermuten lassen würde. Das Wort Hektik gäbe es im Kongo nicht. Doch er erzählt auch von gewalttätigem Aberglauben, der seinen Christianisierungsbemühungen in die Quere kommt. Er berichtet von Frauen verachtetem Traditionen, gegen die er nichts ausrichten kann. Dennoch steht hier ein Mann vor dem Publikum im Malersaal, der ganz mit sich im Reinen zu sein scheint. Er hat eine Entscheidung getroffen und sie mit seinem Leben immer wieder bestätigt. Er hat sich freiwillig beschränkt. Er hat sein Leben in einen ganz engen Rahmen gezwängt, für derr winzige Schrank auf der Bühne steht, in dem nur sein Tisch und Stuhl Platz hat. Aljoscha Stadelmann macht ihn unter der Regie von Florian Hertweck zu einem ganz unprätentiösen, sympathischen Durchschnittstypen, der auch im Vorort-Reihenhaus den Rasen mähen könnte. Doch hat dieser Herr Mittelmann seinem Leben eine außergewöhnliche Richtung gegeben, die ihn heraushebt aus der Reihe derjenigen, die mit Mallorca-Urlaub und einem neuen Audi zufrieden sind. Birgit Schmalmack vom 23.12.13
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