Cartoon

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Die große Leere

Paula ist nicht mehr da. Das fröhliche Mädchen, das so gern im Hof spielte und Geschichten so liebte, ist tot. Ihr Zimmer in der Wohnung ist leer und die Eltern ziehen sich zurück. Die Mutter Mareike starrt fast bewegungslos vor sich hin und der Vater Alex verkriecht sich in sein Arbeitzimmer. Das bis vor kurzem ihr gemeinsames war, denn sie sind ein Schriftstellerehepaar. Alex hat die Geschichten über und für Paula aufgeschrieben und Mareike hat sie illustriert. Doch jetzt bleiben die Blätter weiß. Sein Schreiben brauche ab jetzt keine Bilder mehr, meint der Alex zu seiner Frau.
Die Sprach- und Hilflosigkeit der Ehepartner ist so groß, dass sie keinen gegenseitigen Trost zulässt. Mareike liegt auf dem nackten Boden des Kinderzimmers, streichelt den Boden und sortiert weiße Blätter. Sie stellt sich dem Loch, das Paulas Tod hinterlassen hat. Sie will und kann es mit keinerlei Aktivitäten zuschütten. Alex versteckt sich dagegen hinter seinem Schreibtisch. Sein Schweigen ist so allumfassend, dass er nur in der Wiedergabe seiner Frau auftritt. Er würde am liebsten eine Mauer zum Kinderzimmer und zu seinen Erinnerungen bauen.
Im hinteren Teil der Bühne turnt im Kontrast zur Tatenlosigkeit ihrer Eltern eine noch springlebendige Paula herum und denkt sich ihre Geschichten von Frau Immerschön und Herrn Brausebitter aus. Ihre Blätter, aus denen sie ihre Geschichten bastelt, sind bunt und lassen sich zu Ästen, Lianen und Tropenhelmen formen.
Autor und Regisseur Clemens Mägde hat „Cartoon“ als intensives, berührendes Kammerspiel um das Thema „Kindstod“ im Monsun Theater inszeniert. Wie kommen die Bilder zurück, wenn sich der Verlust eines Menschen mit riesengroßer Trauer, gegenseitigen Schuldzuweisungen, hilflosem Schweigen wie ein dickes, alles erstickendes Tuch auf das Lebendige legt und einzig eine große Leere zurücklässt?
Birgit Schmalmack vom 16.9.13


Cartoon von Clemens Mägde im Monsun

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