A Movie

A Movie

Nabelschau eines Künstlerpaares

A Movie setzte klar den Ansatz von Episode 6, die gestern Premiere hatte, fort. Selbstreflexivität war das Motto. Abwechselnd schilderte Pavol und Kelly ihre Sicht der Tage bis zum gegenwärtigen 11.7.13. Sie beginnen in New York. Die Vorbereitungen auf Berlin in ihrem New Yorker Appartement werden akribisch geschildert. Die zwei Katzen nehmen dabei fast ebenso viel Platz ein wie die anderen Mitglieder der Company. Selbstzweifel, Ehestreitigkeiten, Klage über zu viel Stress und Schlaflosigkeit stehen gleichberechtigt neben den Fragen der künstlerischen Konzeptionen. Humorvoll werden die Tage beschrieben. Beide sparen nicht mit Offenlegung von Schwächen und Fehlern. Pavol steuert gerne philosophische Bonmots bei, Kelly gerne gewollt banale Einblicke in ihr Seelenleben. Auch die tägliche Erwähnung der Ernährungsversorgung wird nicht ausgespart. Das ändert sich auch nicht nach der Ankunft in Berlin. Nun erhöhen sich die Schlafprobleme, der Sozial- und Arbeitsstress nimmt weiter zu. Dennoch gibt es auch Momente, in denen beiden klar wird: Für zwei Wochen gehört ihnen ein ganzes Theater. Ein Picknick auf dem Balkon bietet ihnen hier eben zwar nicht die Aufsicht auf die Skyline von NY aber auf eine große, eigene Bühne.
Wie soll man das Engagement der aufgerufenen Berliner nur einbauen? Eine vorprogrammierte Überforderung. Die beiden treten künstlerisch den Rückzug an: Sie bleiben ganz bei sich. Wie schon der Episode 6, in der keiner der Berliner auf der Bühne zu sehen ist, so auch beim Movie. Die Berliner sind hier nur Statisten in dem Film, den die beiden Künstler drehen. Ausführlich werden die Probenarbeiten mit ihnen geschildert. Eine einzige professionell choreographierte Szene, die von einer Berlinerin in playback mitgesungen wird, hat von dem ganzen einwöchigen Probenprozess der Berliner Aufnahme gefunden. A Movie bietet so zwar interessante, selbstironische Einbliche in zwei Künstlerseelen, aber es drückt eben auch aus, dass ihr Sozialexperiment der grenzenlosen Kooperation im HAU wohl eine Nummer zu groß war.
Das tat der Stimmung unter den Mitwirkenden anscheinend keinen Abbruch. Eine von ihnen meinte anschließend: „Ich bin nur traurig, dass diese tolle Zeit vorbei ist. Ich habe viel Freunde gewonnen.“ Wie sagte Liska so schön im Film: „Vielleicht bin ich einfach zu nett und versuche stets alle zufrieden zu stellen.“
Birgit Schmalmack vom 12.7.13


Pavol Liska und Kelly Copper by Nature Theater of Oklahoma

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