Der Attentäter

Der Attentäter


Der loyale dumme Esel

Dem Attentäter ist seine Loyalität zu seinem Fürsten das Wichtigste. Sie steht über allen anderen Werten. Als sein Fürst die Unterstützung seiner Anhänger verliert und ein neuer Herrscher seinen Platz durch einen Putsch übernehmen kann, schwört er seinem ermordeten Herrn ewige Gefolgschaft und kennt fortan nur noch ein Ziel: Rache.
Dem neuen Herrscher imponiert diese starrsinnige Gefolgsamkeit und er begnadigt den Attentäter, auch noch nachdem er ihn schon eines Mordanschlages auf ihn überführt hat. Trotz dieser hochherzigen Erweisung von Gnade bleibt der Attentäter stur auf seinem Racheweg.
Regisseur Lin Zhaohua wählt große Bilder, wallende Kostüme, würdevolle Sprechweise, sprechende Symbole und eindrückliche Musik, um seine Geschichten aus der Entstehung des chinesischen Reiches zu erzählen. Das ist für deutsche Zuschauer gewöhnungsbedürftig, mutet historisierend und etwas pathetisch an. Während Zhaohua in der Inszenierung weitgehend ohne eindeutige Kommentare auskam und sich auf die handwerklich-theatralisch perfekte Umsetzung konzentrierte, erstaunte umso mehr das überaus bescheidene, kritische und diskussionsfreudige Auftreten des alten Theaterhasen beim anschließenden Publikumsgespräch im Mittelrangfoyer. Zhaohua machte in der ihm eigenen knappen Ausdrucksweise aus seiner Meinung keinen Hehl zum Charakter des Attentäters: „Ein dummer Esel!“ Den Fortschritt eines Landes würden solche gemeinhin als ehrenvoll bezeichneten Menschen nicht befördern sondern nur behindern.
Im regen Austausch mit seinem Team spritzt der Schalk aus allen seinen wohl gesetzten Worten. Er ist eben ein Meister der Verführung, wohl auch der chinesischen Zensur.
Birgit Schmalmack vom 5.2.13


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