Die Zuschauer sind Teil der Versuchsanordnung Schon an der Eingangstür zur K2 hängt ein Warnhinweis. Denn bei dieser Choreographie werden die Zuschauer selbst zu Performern. Mit Videoaufnahmen ihrer Bewegungen werden sie zu Darstellern in den folgenden Aufführungen. Sechs Bildschirme, die in der Halle verteilt sind, zeigen die aufgezeichneten Spuren der bisherigen Betrachter der Inszenierung von Begüm Erciyas. Kunstvoll verschnitten zeugen sie von ihrer Teilnahme an dem sich immer weiter verändernden Stück. Ein Profi-Performer läuft dabei in seinem senffarbenen Anzug durchs Bild. Wenn er vorsichtig den Tennisball über die Bühne rollt, dann rollt er auch über die Bildschirme. Wenn zu sehen ist, wie frühere Zuschauer am Tisch Platz genommen und mit dem Kartenspiel begonnen haben, dann fängt auch das Kartenausteilen in der Jetztzeit an. Geschickt werden die Zuschauer durch die Aufzeichnungen wiederum zu Aktivitäten angeregt. Wenn auf den Bildschirmen zu verfolgen ist, wie Zuschauer das ausgestellte Gemälde einer alten Tanzszene nachzustellen versuchen, fühlen sich die heutigen Besucher dazu angestoßen selbst einen Versuch zu wagen. Was werden die späteren Betrachter daraus machen? Wie ein physikalisches Experiment hat Erciyas die Versuchsanordnung sehr streng angelegt. Doch gerade durch die stringenten Beschränkungen in der Form und durch die sparsam ausgesuchten Versuchsgegenstände erlaubt sie ein interessantes Gedankenexperiment. Birgit Schmalmack vom 1.12.11
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