Unsterbliche Liebe
Wer denkt noch an Romeo und Julia, nachdem er Ferdinand und Luise als Liebespaar vom Schauspielhaus Bochum unter der Regie von Anselm Weber auf der Bühne gesehen hat? Ihre Liebe scheint tatsächlich den Tod zu überwinden und kann an Aufrichtigkeit und Opferbereitschaft das berühmteste Liebespaar der Welt ohne Weiteres noch übertreffen. Enge Räume sind die Welt von Luise. Die Weiten der höfischen Welt scheinen für Ferdinand alle Möglichkeiten offen zu halten. Doch beide Räume erweisen sich als rein gedacht. Konsequenterweise sind sie nur mit weißer Farbe auf den schwarzen Bühnenboden gesprayt. Zum Schluss zeichnet Ferdinand mit blauer Farbe die Buchstaben des Wortes LIEBE in seine Ecken. In dem Bauch des Bs werden sich beide nacheinander hineinkauern und um ihre verlorene Liebe trauern. Die Intrigen des machtgierigen Vaters von Ferdinand haben sie auseinander getrieben und ihre Verbindung zerstört. Erst im Sterben erkennen sie, dass sie alle Zerstörungsversuche überlebt hat. Weber verlässt sich ganz auf den Text Schillers und seine hervorragenden Schauspieler. Besonders die beiden Hauptdarsteller (Friederike Becht, Nils Kreutinger) überzeugen mit ihrem differenzierten Spiel, das jugendliche Leidenschaft, stürmisches Aufbegehren gegen die Verhältnisse, hochmoralischem Verantwortungsbewusstsein und tiefer Trauer schwankt. Die kaltschnäuzige Menschen verachtende Kabale der Herrschenden lässt das zu Herzen gehende Drama der zerstörten Liebe des Paares umso tiefer berühren. Eine schlichte, texttreue- und genaue Inszenierung, die einen passenden Finale des diesjährigen Theaterfestivals darstellte. Birgit Schmalmack vom 10.11.15
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