Olli Dietrich, Zündstoffe, Theaterfestival
Komik entsteht dort, wo die Wahrheit liegt
Olli Dietrich ist ein Beobachter. Zu Beginn seiner Karriere als Komiker saß er in seinem Stammimbiss und hörte den Leuten beim Essen zu, um danach gleich nach Hause zu gehen und das Gehörte für eines seiner Hörspiele zu verwenden. Diese speicherte er auf seinem AB und eröffnete so quasi einen ersten Podcastkanal, bevor es dieses Medium überhaupt gab. Oft fand er bei der Rückkehr vierzig Blinklichter auf seinem Gerät vor. So oft wurde sein Hörspiel geteilt. Freunde und Bekannte reichten einfach die Nummer weiter und sorgten für weitere Follower. Dietrich ist eben ein kreativer Kopf, nicht nur was seine Verkleidungsshows und seine Unsinnsideenvielfalt angeht sondern auch was die technische Umsetzung betrifft. Wo seine Mittel beschränkt waren, wusste er sich stets zu helfen. Nach acht Jahren bei der Plattenfirma Polidor wusste er, dass er sich auf der verkehrten Seite des Schreibtisches befand und beschloss zu kündigen. So sammelte er fortan Pfandflaschen um sich über manches finanzielle Loch zu helfen. Doch seine Unbeirrbarkeit hatte Erfolg, wenn auch seine erste LP als "Tim" ein Riesenflop war. Wollte er zunächst als Musiker sein Geld verdienen, so verhalfen ihm seine Hörspiele zu einem unerwartet erfolgreicheren Betätigungsfeld. Durch sie wurde er zu einem Kompagnon von Wigald Booning bei dem Bezahlsender Premiere. Von da ging es zu RTL und später zum ZDF, dann schon mit seinen eigenen Formaten wie z.B. "Olli, Tiere, Sensationen". In seinem Gespräch auf der Bühne des St Pauli Theaters mit Kersten Schlenz sprühte der Witz Funken. "So´n Scheiß", so kommentierte er sich selbst immer wieder während des Abends selbstironisch, während spontan in die Rollen seiner vergangenen Schaffens sprang. So saß plötzlich nicht nur Hausmeister Dittsche auf der Bühne sondern auch der Schlangenbeschwörer Ali Bengali, der medizinische Ratgeber Dr. Wolf, und viele weitere seiner Rollen. Seine blendendes Gedächtnis machte den Abend zu einer spannenden, unterhaltsamen Reise in die Vergangenheit. Birgit Schmalmack vom 10.6.19
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