Minna von Barnhelm

Minna von Barnhelm



Übermacht des Weiblichen

Drei Minnas (Salina Sahrhage, Lara Christine Schmidt, Samantha Hanses) eine Zofe, ein Tellheim und eine Union von Kamerad Paul Werner und Diener Joost in einer Person - kann so eine Umsetzung des Lustspiels von Lessing gelingen? Inhaltlich geht die Idee voll auf. Die innere Konflikt der Minna, die ihren Tellheim unbedingt für sich gewinnen will und dabei auch zu bisher verbotenen Mitteln greift, kann mit drei Inkarnationen, die sich gegenseitig kommentieren, bestens in Szene gesetzt werden. Einzig ihre Vereinigung gleicht so eher einem Speeddating als dem Happy-End der einzig wahren Liebe.

Lutz Faupel schafft es Tellheims Freund Paul Werner und seinen Diener Joost zusammen zu denken und letzterem sogar so zu einer Entwicklung zu mehr Selbstbewusstsein zu verhelfen.

Einfache Holzschemel stehen für die Positionen, die die Personen in ihrer Suche nach dem Glück und der Ehre, der Liebe einnehmen. Sie bilden Betten, Türen, Stühle, Treppen und Zimmer.

Tragik und Komik wechseln sich in der Inszenierung von Gero Vierhuff ab. Für letztere sind die Zofe (Judith Goldberg) und die Wirtin (Lena Westphal) zuständig. Goldberg pointiertes Auftreten als einfältiges "Frauenzimmerchen" brachte ihr Szenenapplaus ein. Westphals persiflierte ihre eigenen Intrigenspiele gleich selbst. Humann Hadj schaffte es in seinem agilen Spiel Frust und Lust, Sinn und Unsinn der Mannesehre zu zeigen.

Das Schauspielstudio Frese gewinnt immer wieder spannende, junge Hamburger Regisseure für ihre Abschlussinszenierungen. Das bereichert nicht nur die Hamburger Theaterszene, sondern bringt die Talente der jungen Schauspielabsolventen in den interessanten Inszenierungen bestens zur Geltung.

Birgit Schmalmack vom 4.7.11


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