Dat Narrenhus, Ohnsorg

Dat Narrenhus, Ohnsorg Theater

Alles ganz echt

Das ganze Leben ist eine Show. Alwin (Erkki Hopf) und Georg (Hardy Rudolz) leben in ihrem Variete „Dat Narrenhus“ mitten auf dem Kiez. Für sie gibt es nur Bühne, Wohnzimmer und Umkleidekabine. Daraus besteht ihr Leben und konsequenterweise auch die Drehbühne im Ohnsorgtheater. Endlich kommt „La Cage aux Folles“ auf Platt nach Hamburg. Wo könnte das Variete besser hinpassen als mitten auf die Reeperbahn, mitten in die sündige Meile, die hier allerdings als heile Familie daherkommt. Denn Alwin und Georg haben einen Sohn aufgezogen, der jetzt heiraten will. Was haben wir bloß falsch gemacht, fragen seine Eltern sich, als der Sohnemann eine Frau als Verlobte anbringt. Im Gegensatz zu Jan-Michael (Christian Bauer) hat Anne leider eine ganz traditionelle Familie. Also spielen die vorbildlichen Homo-Eltern aus lauter Liebe den Antrittsbesuchern eine Komödie vor. So wird der Song von Alwin, „Ich bin was ich bin“, zu einem Gänsehautmoment. Gerade wurde ihm mitgeteilt, dass er als Alwin als Mitglied einer vorzeigbaren Familie leider nicht erwünscht ist.
Dass hier viel nur Show ist, macht die Bonbon-Glitzer-Flitter-Bühne und die aufgedonnerten Darsteller mit ihren farbenprächtigen Kostümen, ihrer zentimeterdicker Schminke und riesenhaft auftoupierten Perücken in jedem Moment klar. Das steht im direkten Kontrast zu den Gefühlen, die sie zeigen: Die sind echt. Dass dies auf der Ohnsorgbühne so gut funktioniert, liegt an den vielen Sympathieträgern auf der Bühne, die grandios besetzt sind. Die Nebendarsteller dürfen in ihren Überzeichnung der Travestiekünstler dick auftragen, dagegen bleiben die Hauptdarsteller ganz bei sich und wirken in jedem Moment sehr authentisch. Außerdem können sie alle hervorragend singen und sogar tanzen. Auf der recht kleinen Bühne kommt Broadway-Feeeling auf! Eine tolle Leistung für das Ohnsorgtheater und thematisch leider immer noch höchst aktuell, wie die derzeitigen Diskussionen im Bundestag über die Anerkennung der Homo-Ehe zeigen.
Birgit Schmalmack vom 31.5.15


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