Die dritte Kolonne

Die dritte Kolonne



In der Schachtelunterwelt

Tadellos funktioniert sie, die ältere Ex-Krankenschwester, in dieser Schachtelunterwelt eines Medikamentengrossisten. Seit elfeinhalb Jahren empfängt sie hier die Bestellscheine aus der Rohrpost und holt die passenden Medikamente aus den Regalen und schickt sie wieder nach oben. Gewissenhaft erledigt sie ihre Aufgabe und fragt nie nach dem Woher und Wohin. Dann steht eine junge neue Kollegin auf der Matte und soll eingearbeitet werden. Doch diese fügt sich nicht so klaglos ein. Sie stellt Fragen. Sie versucht sogar Scherze. Sie schafft es am Ende sogar, der gesichtslosen Stimme aus der Gegensprechanlage ein Lachen zu entlocken. Das kann die Ältere nur mit Schnapszufuhr und Tabletteneinwurf zu überstehen.

Unter der Regie von Fieke Pries geraten die beiden Personen in Franz Hohlers Stück "Die dritte Kolonne" aber keineswegs so eindimensional wie es klingen mag. Die ältere Kollegin kommt mit Sabine Noll als warmherzige, interessierte Frau daher, die sich ihre Fragen nur im Laufe der Jahre abgewöhnt hat. Hin und wieder erlaubt sie sich aber zaghaft über die Anregungen der neuen Mitarbeiterin zu freuen. Diese zeigt bei Christiane Gerwing neben ihrer Neugier und Bedürfnis nach Unterhaltung aber ihre schmallippigen, schnippischen Anteile, die die Balance an Lebenslust durchaus manchmal zu Gunsten der Älteren kippen lassen. Eine witzige, skurrile Theaterarbeit, die die Abgründe des Lebens und des Arbeitens mit Humor auslotet.

Birgit Schmalmack vom 31.8.09


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