Miese Deals, Kampnagel

Miese Deals

Miese Deals, Kampnagel

Alle Schlager sind wahr

Odysseus hat den Tauschhandel in die Welt exportiert. Sogar die Zyklopen brachte er dazu, die Warenwirtschaft zu akzeptieren. So die steile These von Adorno. Autor Franz Xaver Franz greift diese auf und verknüpft in "Miese Deals" die Geschichte der Odyssee mit dem Terror des Kapitalismus der Jetztzeit. Dass Regisseurin Meera Theunert dem Publikum dies alles als Schlager unterfütterte Gewinnshow verkaufen möchte, spannt die Klammer noch ein wenig weiter.
Pallas Athene wird zur Moderatorin, die mit ihren Assistentinnen leise und einlullend lautmalerische Nichtbotschaften vermittelt und den großen Gewinn hinter einer des drei Tore vermuten lässt. Hinter dem Tor L erhascht der Mitspieler Paris den goldenen Apfel, der ihn dazu berechtigt die schönste Frau aus dem Publikum zu rauben und mitzunehmen. Doch Paris weigert sich und kommt stattdessen kurz vor Schluss mit einem Einkaufswagen voller gelber Bälle zurück. Er schenkt einfach allen Frauen im Publikum einen Apfel. Doch das gefällt den Moderatorinnen überhaupt und so greifen sie zu radikalen Methoden: Sie werden zu Terroristinnen, die Paris in Geiselhaft nehmen.
Jungregisseurin Theunert bewies in ihrer Abschlussinszenierung viel Mut. Mit großer Lust am Spiel und der Improvisation stellte sie sich den Herausforderungen eines frisch verfassten Uraufführungstextes, der nur eine breit gestreute Kette von Assoziationen bereitstellte. Ihre Arbeit zeugte zwar von spritzigen Ideenreichtum, inszenatorischem Geschick, Spaß an Unterhaltungselementen und Experimentierfreude, ließ aber so etwas Altmodisches wie einen "roten Faden" im Laufe des Abends immer mehr vermissen.
Birgit Schmalmack vom 6.3.19


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