Schrecklich amüsant, Oberhafen

Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich, Ob


Wir amüsieren uns zu Tode

"Schrecklich amüsant, aber in Zukunft ohne mich", stellte auch schon David Foster Wallace 1997 fest, als er eine Karibik-Kreuzfahrt unternahm und seine Erfahrungen in Buchform dokumentierte. 20 Jahre später folgt ihm das holländische Theaterkollektiv Wunderbaum, allerdings nur in die Ostsee. Sie wollten den Mikrokosmos eines Kreuzfahrtschiffes erkunden. Statt karibische Sandstrände unter Palmen erkunden sie nun eher Containerterminals in zahlreichen Hafenstädten. Doch die besonderen Zustände der Dauer-Wellness-Bespaßung können auch sie erforschen. Dösende Menschen am Pool, die immer wieder auf die Uhr schauen, um festzustellen, wie lange es noch bis zum nächsten Buffet dauert. Lautsprecherdurchsagen, die zum nächsten Konsum animieren sollen. Gleichförmig in Freizeitkleidung gewandete Menschen, die sich auf den nächsten Ausflug vorbereiten. Menschen, die sich beim abendlichen Unterhaltungsprogramm schunkelnd in den Armen liegen.
Nichts ist schlechter zu ertragen als eine Reihe von guten Tagen, wusste nicht nur Goethe. Auch Neil Postmans These der Möglichkeit des "Zu Tode Amüsierens" ist hier zu studieren. Das Wunderbaum dabei auch die Angestellten, die im Dauereinsatz zu Mindestlöhnen die Erschaffung dieser Kunstwelt erst möglich machen, mit in den Blick nimmt, ist löblich. Absolut neue Erkenntnisse fördert dieser Theaterabend sicher nicht zu Tage, aber er festigt bestehende Negativurteile auf unterhaltsame Art und Weise.
Birgit Schmalmack vom 12-6-17


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