Leben mit der Duldung
In Deutschland geboren zu sein, aber keinen Pass zu haben, das bedeutet ein Leben in einem dauernden Dazwischen. Mit einer Duldung, bekommt die Roma-Familie in Hamburg zwar eine Wohnung, ohne keine Erlaubnis zum Arbeiten, zur Ausbildung, zum Führerschein oder zum Verlassen Hamburgs. Ein Leben als halber Mensch. Dieses Schicksal ist für die Familie Adzovic ein Dauerzustand. Sinan und Daniel haben ihre kleinen Fluchten in der Musik gefunden. Darüber möchten sie einen Film drehen, um mehr Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit zu bekommen. Im Rahmen des Festivals "SoliPpolis" auf der Veddel zeigen sie nun ihre schon gedrehten Filmszenen. Sie sind Teil einer Performance geworden, die auch Raum für ihre Musik und kleine Spielszenen auf der Bühne im Cafe Nova bietet. Unter der Regie von Raphael Merkle und unter der Mithilfe der Dokumentarfilmerin Dorothea Griesbach ist daraus ein runder, klug geschnittener Abend geworden, der einfühlen lässt in ein Leben unter dem Damoklesschwert der Duldung und damit der ständigen Angst vor einer Abschiebung. Der pädagogische Unterton der Filmszenen wird von der geschickten Unterbrechung durch die Performanceteile verhindert. Wenn der moralische Zeigefinger (Drogen und Kriminalität führen in die Sackgasse) zu hoch erhoben wird, knallt ein Rapsong oder eine mitswingende Roma-Popmusik durch den Raum. Birgit Schmalmack vom 24.9.18
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