Es geht eine Träne auf Reisen
Der „Goldene Handschuh“ auf der Reeperbahn ist rund um die Uhr geöffnet. Dass keine Zeit zum Reinigen bleibt, stört seine Gäste wenig. Die Frauen, die hier verkehren, bieten ihre Dienste auch mal für einen Schnaps oder einen Heuermann an. Manchmal gehen sie auch ganz ohne Entgelt mit. Zum Beispiel zu dem Wachmann Fritz Honka, der immer wieder Frauenbesuch mit zu sich in die Zeizstraße bringt. Dann erklingt laute Musik aus seiner Wohnung. Doch bei einem Brand 1975 macht die Feuerwehr eine schreckliche Entdeckung: In Honkas Dachkammer findet sie etliche Mülltüten mit Frauenleichenteilen. Drei Kriminalbeamten untersuchen den Fall des „Blaubarts von Altona“, auf seinen 112 Musikkassetten versuchen sie einen entlarvenden Hinweis zu finden. Mit drei parallel laufenden Kassettenspielern schlagen sie sich die Nacht um die Ohren. Denn Fritz redet nicht. Die Motive seiner Taten zu klären überlässt er den Gutachtern bei seinem Prozess. „Das muss die Liebe sein“, redeten sich die Frauen gerne ein. Sie brauchten und wünschten sich so dringend einen Erlöser aus ihrem Elend, dass sie ihn so gar in dem lispelnden Fritz Honka mit der platten Nase, der dicken Brille und den rüden Manieren zu erkennen glaubten. Alle sind alle gleichermaßen bemitleidenswert. Ihre innere und äußeren Verletzungen sind unübersehbar. Aus dieser historischen Gemengelage haben Marcel Weinand und Eva Engelbach ein morbide-überzeichnetes Mordsspektakel mit Musik im Lichthof in Szene gesetzt. Hinter einem Vorhang aus Frauenkleidern versuchen sie die Wahrheit über diesen Serienmörder und seine Opfer in den Liedern einer makaberen Ballade zu finden. „Und die Moral der Geschicht?“, fragt der Bänkelsänger Marcel Weinand zum Schluss … und muss die Antwort doch schuldig bleiben. Denn der Honka, der schweigt auch im Lichthof. Nur die traurigen Frauengestalten lassen singend erahnen, was sie bei dem Honka zu finden glaubten. Birgit Schmalmack vom 28.12.14
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Honka im Lichthof by Marcus Renner
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