Der Alptraum vom Glück

Der Alptraum vom Glück, Lichthof



Ständige Glücksuche führt ins Unglück

Jeder Tag hat viele Augenblicke. Der Alltag lässt die Erinnerung an sie so schnell verblassen. Weil die Frau das Gefühl hat, so ihr gesamtes Leben zu vergessen, schreibt sie alles auf: Die ganze Bühnenwand ist voller gelber Notizzettel und sie hat keine Zeit mehr um aus dem Haus zu gehen.
Eine andere Frau schleppt ihre Einkäufe in ihre Etagenwohnung um sie dann aus Hass auf ihren Mann, ihre Schwiegermutter und ihr Leben aus dem Fenster zu werfen.
Die U-Bahnfahrer-Gang fühlt sich nur gut, wenn sie andere mit Bemerkungen fertig machen kann. Eine weitere Frau will so gerne glücklich sein, dass sie ihre wechselnden Männer auch dann zufrieden anlächelt, selbst wenn diese ihr Beleidigungen an den Kopf werfen.
Bei diesen Erfahrungen vom Glück brauchen diese Menschen kein Unglück mehr. So schließen sie ihre Augen und träumen ihren Alptraum vom Glück. Autorin Justine del Corte zeigt in den vielen kurzen Einzelszenen ihres Stückes Menschen, die ihrem Traum vom Glück hinterhergelaufen sind, um dann festzustellen, dass sie in einem Alptraum gefangen sind.
Ein Fest ist der äußere Rahmen für diese Menschen, Episoden aus ihrem Leben zu erzählen. Mit Partykleidern und Anzügen haben sie sich fein gemacht. Aus den aufgestellten Wohn- und Schlafzimmerschränken kramen sie die Erinnerungen hervor.
Auch der cholerische Regisseur scheint einer der Gesellen zu sein, der nur in Schmähungen anderer ein wenig Glück finden kann. Er darf regelmäßig seine Assistentin und die Reihe der bedauernswertern Laienschauspieler herunter machen. Immer wieder öffnet er dafür eine der Schranktüren, steckt seinen Kopf heraus und schreit seinen Unmut den Leuten á la Dieter Bohlen gleich per Megaphon um die Ohren.
Alexandra Schauwienold und Mirko Thiele haben mit einem gut trainierten Laienensemble den Text von Justine del Corte im Lichthof inszeniert. Der drastische Text ist ebenso stark wie das aussagekräftige Bühnenbild.
Doch das Stück endet versöhnlich. Zum Schluss greift die Erkenntnis um sich: „Nicht im Möglichen schweben sondern das Wirkliche ergreifen!“
Birgit Schmalmack vom 18.9.11


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