Automaten machen alle gleich
Der Spielautomat kennt kein Ansehen der Person. Er weiß um keine Krawattenzwang, er nimmt statt Jetons auch kleine Cent- und Eurostücke. Jeder hat hier die gleichen Gewinnchancen. Für ein paar Stunden kann er aus dem Alltag aussteigen und von der nicht enden wollenden Erfolgssträhne träumen. Ein paar Anfangserfolge und schon ist scheint alles zum Greifen nah. Das Glücksrad dreht sich und die menschlichen Ratten laufen wie kleine Versuchskaninchen der Kugel hinterher. Während andere das große Geld machen und der Staat auch ganz nebenbei abkassiert, verlieren die Spieler nicht nur Geld. Die Geschichten von Timo und Andre zeigen, dass es erst ganz tief bergab gehen muss, bis das Eingeständnis des Scheiter notwendig erscheint. Bis dahin lässt sich der Schein oft lange wahren. Solange noch von irgendwo her Geld zu ergattern ist, notfalls vom Partner, vom Chef oder von der Firma, wird weitergespielt. Erst wenn das ganze schöne Schein-Glücks-Leben seine Tarnkappe entrissen bekommt, kann ein Neuanfang möglich werden. Janette Mickan und Michael Müller vom Theater-Kollektiv lunatiks produktion haben mit der Regisseurin Hanna Müller einen berührenden und unterhaltsamen Abend zum Thema Spielsucht erschaffen. In einer Wiederaufnahme wurde er im Lichthof gezeigt. In ihm verbinden sich das pralle Leben des Dokumentarischen mit dem Ideenreichtum von Bühnenprofis. Die drei Schauspieler Camill Jammal, Gesine Lenz und Thomas Mehlhorn springen von einem Kostüm in die nächste Rolle und lassen den Zuschauer mit seiner Eintrittskarte das große Los ziehen. Auch wenn ihre Symbole nicht mit denen des Spielautomaten auf der Bühne übereinstimmen sollten und sie im Konfettiregen stehen lassen, so erleben sie alle einen tollen Abend. Birgit Schmalmack vom 8.6.16
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Automaten Foto © Janette Mickan
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