Figure a sea, Kampnagel

Cullberg Ballett, Figure a sea, Kampnagel


Harmonischer Tanz-Organismus

Welchem geheimen Plan folgen sie? Welchen Regeln gehorchen sie? Wie einen geheimnisvoll funktionierenden Organismus betrachten die Zuschauer die Tänzer und versuchen zu erkennen, wie ihr Zusammenwirken auf der Bühne organisiert ist. Nie stoßen sie zusammen, nie sind sie auf dem gleichen Fleck, nie geraten sie sich ins Gehege. Harmonisch ergänzen sie sich zu einem Ganzen. Immer beobachten sie sich, stets achten sie aufeinander. Gegenseitig regen sie sich an. Dennoch machen sie fast nie genau das gleiche, aber auch nichts völlig Unterschiedliches. Ihre Bewegungen sind Variationen ihres Gegenübers, ihres Miteinanders. Sie fließen in- und auseinander und finden dennoch auf geheimnisvolle Weise manchmal unerwartet wie zu einem Körper zusammen. Mal recken sie alle die Arme in die Luft, mal fallen sie auf den Boden, mal hüpfen sie auf Zehenspitzen, mal verfallen sie plötzlich in Hektik oder umarmen sich in einzelnen Paaren. Minutenlang scheint die Zeit still zu stehen, bis sie wieder wie auf ein geheimnisvolles Zeichen zu tanzen beginnen. Die Musik von Laurie Anderson legt sich wie Wolken über sie, wie Wiesenfelder unter ihre Bewegungen. Sie gehen auf dem extra arrangierten Soundteppich, doch scheint sie ihre Unabhängigkeit zu bewahren. Ob völlige Stille herrscht oder Streicher-Musik ertönt, sie gehorchen ihrem eigenen Rhythmus ihrer individualistischen Gemeinschaft.
Das schwedische Cullberg Ballett arbeitete in dieser Arbeit mit der Choreographin Deborah Hay und der Komponistin Laurie Anderson zusammen. Herausgekommen ist eine strenger, fließender, beeindruckender, konzentrierter Abend, der beim Hamburger Gastspiel für viel Applaus sorgte.
Birgit Schmalmack vom 7.5.17


Cull berg Ballett Foto: Urban Jörén

(C) 2006 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken