Ein Leben in Liedern
Leonard Cohen, der in diesem Jahr 80 wurde, schrieb Lieder, die wie Gedichte waren. In den Trümmern des Lebens versuchte er die Schönheit zu finden, die in der Wahrheit liegt. Zeit seines Lebens spielten dabei die Frauen eine große Rolle. Oft wurden seine Musen zu seinen Geliebten, selten zu langfristigen Beziehungen. Denn Leonard Cohen sah in Intimität oft nur die Gefahr der Erstickung. So gab es Stoff genug für traurige Liebeslieder. Gleichzeitig suchte und brauchte er aber die Frauen als Gegenpol und Inspiration. Auch diese Ambivalenz ließ ihn wohl sein ganzes Leben immer auf der Suche bleiben. So ist es logisch, dass Anatoly Zhivago sich für seinen Abend im Logensaal über den singenden Poeten Cohen ein weibliches Gegenüber mit auf die Bühne geholt hat. Die blonde, langmähnige Ines Maria Eberlein kann wunderbar als Muse dienen. Doch sie schlüpft nicht nur in alle Rollen seiner vielen Frauen. Sobald sie sich den Hut von Zhivago aufgesetzt hat und am Klavier in die Tasten greift, kann sie singend behaupten: „I am your man“. So erhalten Cohens Songs eine wunderbare Neuinterpretation durch eine Frau. Wenn Zhivago und sie nur ein Mikro benutzen, um zusammen „Susann“ zu singen, entstehen besonders intensive Momente, in denen man es knistern hören kann. Die Vielschichtigkeit von Cohens Gefühlsleben wird auf der Bühne aufgeblättert. Seine Rastlosigkeit, seine Ambivalenz, seine Sehnsüchte und seine Anziehungskraft auf Frauen, all das wird auf der Bühne nachfühlbar, ohne je pathetisch zu werden. Dafür sorgen geschickt gesetzte Stimmungsbrüche in der Szenenfolge zwischen autobiographischen Texten, nachgestellten Interviews, nachgespielten Flirts und Songs mit Gitarre oder Klavier. Sie zeichnen ein vielschichtiges Bild von Cohen, das auch am Ende noch immer genügend Raum für Geheimnisse lässt. Die Zuschauer im Logensaal sind beeindruckt, obwohl oder weil sie zumeist Kenner der Materie sind. Sind Sie auch ein Cohen-Fan, fragt Ines Maria Eberlein einen Zuschauer. Schon seit meiner Geburt, ich wusste es nur 18 Jahre lang nicht, antwortet dieser. Birgit Schmalmack vom 24.8.14
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In my secret life im Logensaal Anatoly Zhivago und Ines Maria Eberlein
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