Spannendes Gedankenexperiment
Dem Bundeskanzler ist eine geniale Idee gekommen, um die geschichtliche Schuld der Deutschen aufzuarbeiten: Im Ausgleich für die 6 Millionen ermordeten Juden während des Holocausts lädt er 6 Millionen Juden ein nach Deutschland einzuwandern. Die Idee wird nicht nur in Deutschland sondern weltweit kontrovers diskutiert. In Israel man der Überzeugung, dass man isch eher ein Messer ins Herz stoßen würde, als diesem Angebot zu folgen. In Amerika dagegen überlegen einige jüdische Familien aufgrund von wirtschaftlichen Schwierigkeiten diesem Angebot Folge zu leisten. Deutschland geht es wirtschaftlich gut, dort werde die Arbeitsmarktlage weitaus besser sein als in schwächelnden Amerika, so hoffen sie. In Deutschland gibt es nicht nur Begeisterung. Die Einheimischen fürchten um ihre eigenen Arbeitsplätze, wenn all die Migranten auf den Markt für neue Konkurrenz sorgen sollten. Sie finden, dass die Regierung sich zunächst um die Deutschen kümmern sollte. Die geschichtliche Schuld von vor über 70 Jahre liege nicht mehr in ihrem Verantwortungsbereich. Eine internationale jüdische Organisation vermuten gar eine konzertierte Aktion der deutschen Regierung, um ihr Nazi-Werk zu vollenden. Sie rüsten sich derweil zur militärischen Gegenwehr. Als diese Organisation auf die eine aufgeputschte Gewerkschaftsbewegung gegen die jüdische Migration trifft, kommt es zum Eklat. Das Stück von Israel Horovitz hat Regisseur Axel Schneider klug als eine szenische Versuchsanordnung mit nur drei Schauspielern auf leerer Bühne inszeniert. Er macht damit klar, dass er es als Gedankenexperiment sieht, das er auf der Bühne einmal durchspielt. Und genau so funktioniert es hervorragend. Das liegt nicht zuletzt an den drei wunderbaren, wandlungsfähigen Schauspielern (Anne Schieber, Frank Roder und Dirk Hoener), die mit kleinsten Requisiten, die auf den Garderobenständern hängen ihre Rolle wechseln. Das ist ein Theater, das perfekt in den Loogensaal passt und mit seinen Ähnlichkeiten an Entwicklungen im heutigen Deutschland durchaus Stoff über das eigentliche Gedankenspiel hinaus bietet. Birgit Schmalmack vom 29.3.18
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Lebensraum im Logensaal von Axel Schneider
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