Der Mensch schuf die Elbphilharmonie, Gott schuf die Welt
Das katalanische Theatercompagnie La Fura dels Baus bringt beides zusammen. Zu Haydns Oratorium »Die Schöpfung« inszeniert sie ein Licht- und Performancespektakel, das sich nach dem letzten Akt auf der Bühne auf der Foyerterrasse beim Sonnenuntergang über der Elbe fortsetzt. Die Zuschauer konnten nur das allseitige Gelingen der Schöpfungsakte bestätigen. Gott, die Musiker, die Regisseure und die Architekten, hatten ihre Sache gut gemacht. Alle hatten auf ihre Weise Spektakuläres gezeigt. La Fura dels Baus ließ ihre Engels-Sänger jeweils wie ein Deus ex Machina per Hebekran auf die Bühne schweben. Den Gott des Wassers ließ sie ebenso wie Adam und Eva aus einem Aquarium auftauchen, das in wechselnden Farben erstrahlte. Der Chor der Menschen bestand aus Geflüchteten, die sich aus allen Regionen der Welt aufgemacht hatten, um sich vor Krieg, Hunger, Not, Gewalt und Vertreibung in Sicherheit zu bringen. Auf riesige Heliumballons wurden LED-Projektionen geworfen. Auf verschiebbaren Vorhängen, die in die Höhe ragten, wurden Bilder von tosenden Wassern, krabbelnden Insekten, schwingenden Vögeln, kreisenden Planetenbahnen und idealen Menschen entworfen. Die Sänger waren in Leuchtgewänder gekleidet, die je nach Tonlage ihre Farbe verändern konnten. In einem völlig schwarzen Theatersaal hätte der Schöpfungsakt von La Fura dels Baus noch intensiver für sich alleine bewundert werden können, in der Elbphilharmonie tritt aber jede Aufführung immer auch in die Konkurrenz mit der Architektur des Raumes und seiner Lage. So verschmolz alles zu einem Gesamtkunstwerk. Birgit Schmalmack vom 12.6.17
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