Vier Personen dringen in die Zone vor. Doch dieses Mal nicht in ein lebensgefährliches Gebiet sondern in eine abenteuerliche Landschaft, in der die üblichen Naturgesetze aufgehoben scheinen. Sie wollen wieder gemeinsam Neues erleben, das sie in einen Zustand des kindlichen Staunens versetzt. So wie Kinder alle Erfahrungen zum ersten Mal machen und aus dem Staunen nicht heraus kommen, so dringen die Vier gemeinsam in diese Zone des Staunens voran. Ausgestattet mit einem starken Willen des Zusammenhalts und noch größerer Neugier starten sie zu viert in das Land des noch Unbekannten. Karabinerhaken, Seile, Outdoorklamotten und dicke Jacken sind die Zutaten ihrer Ausstattung, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Ihre Abenteuerlandschaft existiert jedoch nur in ihrer Fantasie. Die Wege sind nur auf dem glatten Bühnen-Boden aufgezeichnet. Ob harter, weicher oder mooriger Boden, ob schwüle Hitze oder eisige Kälte, ob flach oder bergig, sichtbar ist all dies nur für die Abenteurer:innen selbst. Einzig ein bis zur Decke reichender blauer Bogen, der bei Bedarf auch Licht aussenden kann, gibt Orientierung. Hier treffen sie immer wieder zusammen, wenn ihre Expedition ins Unbekannte eine Pause braucht. Doch auch wenn die Licht- und Nebelregie immer wieder versucht etwas Mysteriöses in die Szenerie zu bringen, so hat ihre Suche nach dem verlorenen Staunen leider nur selten etwas Geheimnisvolles. Das hat auch damit zu tun, dass das Team um Carolin Jüngst und Lisa Rykena in dieser Arbeit zu wenig über die Bewegung sondern vielmehr über die Verbalisierung geht. So erklärt die inkludierte Audiodeskription die Bilder für alle hörbar, bevor sie überhaupt zu sehen sind. Und auch in den Eigenbeschreibungen der Performer:innen werden alle Handlungen und Gedanken sofort interpretiert. Nur in einer Szene bewahrt das Team das Rätselhafte: Als die Vier einem Angst und Neugier einflößenden "Etwas" begegnen, halten sie geschickt die Spannung und klären bis zum Schluss nicht auf, um was es sich handelt. Um ein Naturereignis, um ein Tier, um einen Drachen, um einen Sturm...? Noch mehr Zutrauen zur Fantasie der Zuschauer:innen wäre wünschenswert gewesen, um auch sie in einen Zustand des Staunens zu versetzen. Schließlich zerstören sonst auch die eilfertig von Erwachsenen gelieferten Erklärungsangebote bei Kindern zuverlässig jede Neugier und Experimentierlust. Birgit Schmalmack vom 26.5.23
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Sense of wonder, Kampnagel
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