Alles Lüge!
Baas-Papa (Uwe Friedrichsen) feiert seinen 65. Geburtstag. Der reiche Reeder hat seine Familie in seiner Villa in Blankenese um sich versammelt. Angesichts seiner Krebserkrankung sind sie alle gekommen. Sein braver Sohn Gustav (Till Huster) nebst ehrgeiziger Supermama Meta (Beate Kiupel ) mit ihren fünf Kindern und sein Lieblings-Sohn Fritz (Oskar Ketelhut), der sich allerdings mit einer ungeliebten Ehefrau (Sandra Keck) und einem Alkoholproblem herumschlägt. Fritz und Silvie haben keinen Nachwuchs vorzuweisen. Er hat sie nur geheiratet, um dem Gerücht einer homosexuellen Beziehung zu seinem besten Freund Adrian entgegen zu wirken. Doch Silvie kämpft um ihren Mann mit allen Mitteln. Denn sie will Baas-Papa unbedingt seinen Wunsch erfüllen: Sie will ihm ein Enkelkind schenken, einen Sohn von seinem Lieblingssohn.
Der Macher Baas-Papa will Wahrheit, doch die ist Mangelware in diesem feinen Haus, das mit Konventionen und Lügen zusammen gehalten wird. So zieht es ihn zu Fritz, der sich die Wahrheit leisten kann, weil er nichts mehr zu verlieren hat. Der Vater entlockt ihm in einem zermürbenden Vater-Sohn-Gespräch den Grund für seinen Hang zum Alkohol und erfährt im Gegenzug von seiner eigenen bisher geheim gehaltenen Erkrankung.
Silvie ist die Katze auf dem heißen Blechdach. "Spring doch herunter, Katzen können das;" rät ihr Fritz. Doch Silvie bleibt lieber auf dem Dach der Villa in Blankenese, als wieder im Hof einer Mietswohnung zu landen. Wieviel Berechnung sich unter ihre Liebe zu dem Säufer Fritz mischt, bleibt ihr Geheimnis. Doch Fritz hat zum Schluss so viel getrunken, dass er den Kick gespürt hat, den Frieden einkehren fühlt und mit ihr ins Bett steigt.
Uwe Friedrichsen ist ein berührender Baas-Papa, der mit Würde das Projekt seines letzten großen Auftritts in die Wege leitet. Er zeigt jede Nuance dieses erfolgreichen Self-Made-Mannes mit großen Herzen unter der polterigen Oberfläche. Sandra Keck ist in ihrer Rolle als erotische, liebende und berechnende Katzenfrau nicht weniger überzeugend. Das Ohnsorgtheater liefert mit "Slagsiet" eine gekonnte, moderne Hamburg-Adaption des Südstaatendramas von Tennessee Williams.
Birgit Schmalmack vom 20.10.10
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