Aufgespießt
Der Makler war immer einer derjenigen in der Schule, die durch keine besonderen Leistungen auffiel. Jetzt verdient er das große Geld. Eitel blickt er immer wieder in den großen Spiegel, der auch dem Publikum vorgehalten im Malersaal wird. Die Besetzer des schon halb verfallenen Haus aus dem Großgrundbesitz des „Gehäusebesitzers“ sind für ihn kein Problem. Die vom Senator zu Sonderkonditionen bestellten Hundertschaften sind schon im Anmarsch. Doch dann taucht plötzlich ein anderes Hindernis auf: Unter den Hausbesetzern ist eine der Töchter des Hausbesitzers. So guckt auch der Kaufinteressent in die Röhre. Dabei wollte er seine neu gewonnene Distanz zu seinen familiären Wurzeln in der Peripherie doch mit einer schicken Immobilie krönen. Bei Oliver Kluck bekommt jeder sein Fett ab: die Hausbesitzer, Verkäufer, Käufer als auch die Besetzer. Witzig und schwungvoll hat Dominique Schnitzer es mit fünf Schauspielern im Malersaal vor der schwenkbaren Spiegelwand in Szene gesetzt. Mit Verzögerung kam es in Fahrt. In einem etwas langatmigen, gut verzichtbaren Vorspann sollten auch noch Theaterleute und ihre heutigen Inszenierungspraktiken aufs Korn genommen werden. Doch dann spulen sich die einzelnen Szenen rund um den Häuserkampf und –kauf in schneller Folge ab. Sinnig dabei der stetige Rollenwechsel der Darsteller (Johannes Flachmeyer, Marion Breckwoldt, Betty Freudenberg, Michael Prelle und Tim Grobe). Wer gerade noch den Hausbesetzer spielte, wird gleich zum Käufer. Wer eben noch als Landei in der Provinz Würstchen mampfte, wird flugs zum schicken Makler oder reichen Besitzer. Birgit Schmalmack vom 18.1.12
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