Falco berühmter Song „Der Kommissar geht um“ erschallt in der Wüstenlounge des Hauses der Statistik. Genau hier zwischen den halb abgerissenen und schon entkernten Gebäudeteilen untersucht Ini Dill einen Fall von übergeordneter Bedeutung. Anlässlich eines Todesfalls in ihrer Familie fragt sie sich, was verschwindet, wenn alles verschwindet. Mit dem Texten von Salman Rushdie aus „Quichotte“ geht sie dem Nichts nach, dem selbst die Erinnerung daran abhanden kommt. Ini Dill lässt „Inspektor Heyler“ in ihrer ersten Solo-Performance auf ihrem Rücken auftreten. Nur durch die Bewegung ihrer Schulter- und Rückenmuskeln gibt sie dem auf ihrer nackten Rückseite aufgemalten Gesicht ein ausdruckstarkes Minenspiel. Um es vorweg zu nehmen: Dieser Inspektor wird in dem Wiener Haus im Heumarkt 23 keines der Rätsel lösen, die ihn hierhergetrieben haben. Denn das haben Familien so an sich. Sie versuchen ihre Geheimnisse zu bewahren. Ebenso so wie das Leben selbst. Doch Ini Dill trägt nicht umsonst den Inspektor auf ihrer Rückseite. Eigentlich will sie selbst die Rätsel lösen, die ihr ihre Familie immer noch stellt. So wechseln sich die Perspektiven ab. Die Suche des Inspektors, der nichts heilen kann, wird mit Hilfe von retrostyle-animierten Fotomontagen hintergründig bebildert. Dazwischen ringt, wirft, kämpft und tanzt Dill auf der durch einen transparenten Vorhang mit einer vierten Wand versehenen Bühne mit den Erbstücken, mit abgebrochenen Stuhllehnen, mit Zobelkragen, mit Messingtabletts und Sesseln. Eine überaus ästhetische, doppelbödige, philosophische und witzige Spurensuche ist Dill gelungen. Denn sie ist eine Allroundkünstlerin; sie kann nicht nur tanzen, spielen, arrangieren sondern auch visualisieren. Ein intelligenter Genuss, der noch viele Zuschauer verdient hat. Birgit Schmalmack vom 28.6.21
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