Gazino Berlin, Heimathafen |
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Voller Einsatz im Lebenskasino
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Heftig gebärend steht die Frau oben auf dem Turm aus Gerüststangen. Dann wirft sie ihre Topfperücke herunter und unten plumpst ein Mädchen im hautfarbenen Bodysuit und einer dicken Schnur, die am Bauch befestigt ist, auf den Boden. Das Mädchen ist geboren. Aus Anatolien kommen ihre Vorfahren. Als sie in der Schule ihren Geburtsort nennen soll, bekommt sie zu hören, dass sie eine Kurdin sei und muss ab sofort in der letzten Reihe sitzen. Sie wächst auf mit einem Großvater, der ihr Säbel schwingend die Regeln des weiblichen Lebens erklärt. Woraufhin sie ihm kurzerhand die Waffe aus der Hand nimmt und selbst damit herumfuchtelt. Sie und sich von ihrem Ehemann schlagen lassen! Niemals! Ihre Oma kann sie alles fragen. Woran merkt man, dass man stirbt? Kommt meine Mama ins Paradies? Aberglaube mischt sich mit Alltagsphilosophie und Lebenserfahrungen mit Widerständigkeit. Ihre Eltern schwanken zwischen Erotikattacken und Eifersuchtsdramen. Da der Vater in ständigen Geldnöten ist, holt er sich seine Trosteinheiten häufig bei anderen Frauen. Immer wieder dreht sich daher das Gerüstkarussell auf der Bühne und es heißt wieder einmal: Umziehen! Als sie nach etlichen Stationen in Istanbul ankommen, lernt das junge Mädchen neue Freiheiten kennen. Sexualaufklärung in der Schule und Rauchen hinterm Haus. Doch sie will mehr: Sie will nach Deutschland. Ausgerechnet einer Prostituierten wird sie für die Reise ins Gastarbeiterland anvertraut. |
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