Ein Spiel um Vorurteile
Ein Baby liegt neben den Müllcontainer des Burgerrestaurants. Kurz vorm Abschließen der Fast-Food-Kette entdeckt die Crew den Fund. Wie mag es hierher gekommen sein? Die Crew lässt diese Frage nicht mehr los und so fangen sie an, die Geschichte dahinter zu erfinden. Eine kluge Romni wird von ihrer Familie nach Deutschland geschickt, um eine Zukunft zu haben. Doch sie trifft auf zahlreiche Herausforderungen: auf Ausnutzung durch Vermieter, durch Arbeitgeber und durch vermeintliche Freunde und Familienmitglieder. Doch die Einwanderin verfügt über einen sicheren Instinkt und schafft es, sich den meisten Fallstricken zu entziehen. Sie landet schließlich in der Wohnung einer schwangeren Hartz-Vier-Empfängerin, die von ihrem Freund sitzen gelassen wurde und langsam in ihrer Trägheit und ihrem Dreck versinkt. Sie lässt die junge Frau mit Kopftuch bei sich wohnen, wenn sie dafür putzt und einkauft und ihre emotionalen Ausbrüche erträgt. Die fünf Schauspieler nehmen den Untertitel „Ein Spiel“ in dem Text von Lutz Hübner sehr ernst. Ihre Bühne besteht nur aus Bauzäunen, die flexibel zu Räumen, Türen, Grenzen und Spielfeldern werden können. Sie springen von einer Szene in die andere, switchen von einer Rolle zur nächsten, steigen immer wieder aus, richten ihre Kommentare an das Publikum und erkunden die nächste Szene. Die Deutschen werden so zu einer halblegalen Arbeitsmigrantin, der sie zuvor nur mit Vorurteilen begegnet sind. Ein geschickter Schachzug, der in der Inszenierung von Ayla Yeginer und dem spielfreudigen Ensemble hervorragend zur Geltung kommt. Das Publikum bedankte sich mit lang anhaltendem Applaus. Schade dass die Zukunft des Theater Kontraste noch ungewiss ist, nachdem sein bisheriger Intendant zum Ohnsorg Theater wechselt. Birgit Schmalmack vom 17.7.17
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Phantom im Theater Kontraste Oliver Fantitsch
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