Das Wetter, Thalia

Das Wetter, Thalia in der Gaußstraße



Theaterdonner

"Wetterkatastrophen, aus der Ferne betrachtet, sind faszinierend. Wetterkatastrophen, die einen selbst betreffen, sind bedrohlich und furchteinflößend." Wetterfrosch Frank Böttcher kann in dieser Weise stundenlang über das Wetter philosophieren. Seine ersten eigenen Erfahrungen mit außergewöhnlichen Wetterlagen waren eher positiv und bescherten ihm während der Schneekatastrophe unerwartetes Schulfrei. Böttcher hat die Beschäftigung mit dem Wetter zu seinem Beruf gemacht. Nun präsentiert er nicht nur in Funk und Fernsehen sondern auch auf der Bühne des Thalia in der Gaußstraße "das Wetter."
In seinem Projekt erkundet Regisseur Jan Philipp Stange den Unterhaltungswert des Wetters nicht nur als nachbarschaftliches Small-Talk-Thema sondern auf einer Theater-Bühne. Zuerst mit einem parlierenden Frank Böttcher, der sich in dem auf der Bühne installierten Wetterstudio des NDRs präsentiert. Als Böttcher mal eben in die Maske verschwinden muss, darf sein bis dato stummer und verdruckster Assistent Nils Möhle (Bekim Latifi) ran. Tänzelnd und grimassierend erkundet er nun das Studio. Doch die Technik spielt ihm nicht nur einen Streich: Aus seinem E-Zigaretten-Rauch wird auf in der Projektion riesige Schlechtwetterwolken. Aus dem Rumpeln der Kaffeemaschine wird ein Donnergrollen in der Wettervorhersage. Unter den Blitzen vor der Seitentür kommen plötzlich Kinder hereingestürmt. Der Assistent sieht seine große Chance gekommen. Endlich darf auch er mal einem (wenn auch kleinen) Publikum etwas erklären. Solange bis das echte Leben (oder was das Theater dafür hält) in das Wetterstudio und damit in Möhles Vorführung hereinbricht und Regen von der Decke stürzt und Sturm alle Papiere durcheinander wirbelt. Man sollte die Wettergötter eben nicht herausfordern.
Das Projekt, das im Mai 2018 Premiere feierte, mutet eher wie ein Work in Progress an, nur mit professioneller Ausstattung. Was Lange dabei antrieb, ist auch nach Ende der Aufführung nicht ganz deutlich geworden. Slapstick-Comedy, Wissensvermittlung, Reality-Doku, Kindertheater, Theaterdonner oder von allem ein bisschen.
Birgit Schmalmack vom 11.0.18


Zur Kritik von

NDR 
Abendblatt 
 

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