Die Boxerin
Kamara glaubt fest daran, dass es sich lohnt jeden Tag für ihre Ziele zu kämpfen. Deswegen geht sie zum Boxtraining. Kamara ist ein Flüchtlingsmädchen aus Sierra Leone. Ihr Hauptziel ist es eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen. Sie findet es entwürdigend, von der Sozialbehörde durch Geldzuteilungen in Abhängigkeit gehalten zu werden. Sie will Verantwortung für ihr eigenes Leben übernehmen. Bisher hatte sie Glück. Sie fand Freunde. Doch ihr Freund Ismael wurde schon abgeschoben. Jetzt bleibt ihr noch ihr Trainer, der bei ihr nicht nur Talent, Disziplin sondern auch den Willen erkennt, den es für den Erfolg im Ring braucht. Nach dreißig Jahren als Trainer hofft er zum Ende seiner Berufslaufbahn auf den großen Durchbruch Kamaras. Doch nicht nur er und Kamara agieren im Kampf um ihr Schicksal sondern auch der Beamte von der Ausländerbehörde. Diese drei Personen umkreisen in der eindringlichen Inszenierung von Frank Abt den Boxsack auf der Foyerbühne im Thalia in der Gaußstraße. In Olivia Gräsers Augen blitzen zugleich der Kampfeswille, der Optimismus und die Hoffnung Kamaras. In ihren Bewegungen steckt die Energie der jungen Migrantin. In ihrer Stimme klingen die Durchsetzungskraft und die Festigkeit der jungen Frau mit. Als sie vom Beschluss der Ausländerbehörde erfährt, zeugen ihre weit aufgerissenen Augen von einer fassungslosen Angst, die alle Worte überflüssig macht und ihr den Boden unter den Füßen wegreißt. Markwart Müller-Elmau gibt den jovialen, liebevollen, deutschen Trainer, der sich erst in der Begegnung mit seinen afrikanischen Schützling Gedanken über die Asylpolitik zu machen beginnt. Simon Brusis zeigt einen engagierten, jungen Beamten, der sich mit Gerechtigkeitsparolen über die Unmenschlichkeit seiner Entscheidungen hinweg zu trösten versucht. Ein differenzierter Einblick in ein Flüchtlingsschicksal hinter der Aktenlage gelingt hier Frank Abt, das er auf Grundlage der authentischen Interviews des Journalisten Dirk Schneider auf die Bühne gebracht hat. Birgit Schmalmack vom 1.10.08
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