Sorge dich nicht lebe

Sorge dich nicht lebe
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Praktische Lebenshilfe
Das Leben eines Jugendlichen heutzutage ist voller Anforderungen, die sich zu widersprechen scheinen. Einerseits soll der Einstieg in die leistungsorientierte Gesellschaft gelingen. Im Ausgleich müssen die Karriereaussichten bestens vorbereitet werden. Andererseits sollen die revolutionären Ideen nicht zu kurz kommen. Dafür ist die Jugend schließlich auch zuständig. Also sich doch eher der Gesellschaft verweigern? Und dann die Anforderungen der Clique. Auch hier will man schließlich eine gute Figur machen. Schick, cool, emanzipiert, sexy und fit sein – all das gleichzeitig und ohne in Widersprüche zu geraten. Spaß haben und Party machen nicht zu vergessen und keineswegs in die Zwickmühlen zwischen den Geschlechterrollenzuschreibungen geraten! Eine schier unlösbare Aufgabe.

So sitzen alle zwanzig Jugendlichen am Ende verzweifelt auf dem Boden, dem Selbstmord nahe. Doch auch hier hilft wieder eine Passage aus dem Bestseller von 1948 „Sorge dich nicht lebe“ von Dale Carnegie! Meistere nur diesen einen Tag, dann schaffst du auch alle weiteren Tage. Lebe diesen einen Tag, achte auf deinen Körper, gönne dir Ruhepausen, nörgele nicht herum, sei freundlich und positiv. Allerbeste Voraussetzungen also, um mit dem frischen weißen Hemd, der Krawatte und dem schwarzen Anzug bestens gerüstet in das nächste Bewerbungsgespräch zu gehen und den Zutritt in diese Gesellschaft der Erwachsenen zu finden, der man eigentlich entgehen wollte. Doch wie meinte Carnegie so sinnig: Die meisten trüben Gedanken hat man, wenn man nicht beschäftigt ist.
Johan Heß gelingt mit seinen sehr präsenten Nachwuchskräften aus dem Backstagebereich des Jungen Schauspielhauses eine spritzige, überraschende, unterhaltsame Aufführung. Die Gastspiele im Übel und Gefährlich sprengen zwar fast den Rahmen der kleinen Bühne, rückten aber die scharfsinnigen Einblicke und Gedanken noch näher an den szenigen Ort des Geschehens als im Malersaal.
Birgit Schmalmack vom 6.7.10


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