The Infernal Comedy

The Infernal Comedy
Spiel um die Wahrheit
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Der Mann mit dem Allerweltsnamen Jack /John lächelt süffisant, rückt seinen Stuhl am Lesetisch zurecht und beginnt aus seinem Manuskript zu lesen. Seine Autobiographie liegt auf dem Tisch. Doch er selbst ist längst tot: Selbstmord nach seiner letzten Verurteilung zum Tode. Jahrelang hatte Jack Unterweger seine Umgebung, die Frauen und die Medien an der Nase herumgeführt, der charmante Verführer, der Kenner der Frauenseele, der gefährliche Machthaber über Leben und Tod, der sich für omnipotent haltende Manipulator.
Auf der Bühne des Schauspielhauses steht John Malkovich zusammen mit einem Barockorchester, der Wiener Akademie, und zwei Sopranistinnen. Ihre Opernarien vertonen die Liebesschwüre, das Liebesleid, die Liebesfreuden des österreichischen Jacks und seiner Gespielinnen. Auch wenn Malkovich diese Musik, wie er zugibt, nervös mache, kann er sich einer gewissen Verwunderung darüber nicht verschließen, dass sie aufs Beste seinen Hang zu dramatischen Gefühlsauslebung zu intonieren zu verstehen. Er scheint nicht der erste Mann mit einem Hang zu dramatischen, öffentlich wirksamen Auftritten gewesen zu sein.
Regisseur Michael Sturminger hat mit John Malkovich eine ideale Besetzung für die Rolle des charmanten Serienkillers gefunden. Selbstironisch, siegessicher, selbstbewusst mit einem Hauch Arroganz in weißem Anzug, Sonnenbrille und wallendem grauen Haar nimmt er die Bühne ganz für sich ein. Doch mit ihren Stimmen schaffen es die Sängerinnen einen Raum zu beanspruchen, den nicht einmal er ihnen streitig machen kann.
Ein rundum vergnüglicher Abend, der zwar kaum Erkenntnisse über die Seelenabgründe eines Killers, aber viele über die Wirkungsweise von Medienprodukten verschaffte.
Birgit Schmalmack vom 18.5.10


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