Benefiz- Jeder rettet einen Afrikaner Waschmaschine für das schlechte Gewissen Jedes Menschenleben ist gleich viel wert. Die grundsätzliche Zustimmung ist schnell Konsens, doch warum werde dann beim Hungertod einen deutschen Kindes neben den Eltern auch der Jungendamtmitarbeiter verklagt, während der eines afrikanisches Kindes als naturgegeben hingenommen werde? Fünf Menschen sitzen an einem Konferenztisch, um etwas dagegen zu tun. Sie proben für einen Wohltätigkeitsabend, der Gelder für eine Schule in Bissau eintreiben soll. Doch während sie ihre Ideen und Vorstellungen für den Abend austauschen, geraten sie schnell in ein Knäuel aus persönlichen, ideologischen und moralischen Widersprüchen. Der eine gibt offen zu, dass ihm oft der Cocktail für 10 Euro wichtiger wäre als eine Spende für Afrika. Auf jeden Fall will er eine gutmenschelnde Betroffenheitskulturveranstaltung vermeiden. Die andere ist so von ihrem, über alle Zweifel erhabenen Projekt überzeugt, dass ihr die Peinlichkeit ihrer selbst gebastelten Palme erst durch die anderen schmerzhaft deutlich gemacht werden muss. Die dritte stellt sich selbst so gerne in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit, dass die Sache dabei fast in den Hintergrund gerät. Der vierte ist mehr zum Spaß am gemeinsamen Tun dabei und bricht die Angelegenheit gerne auf die praktischen Ansätze herunter. Der fünfte, ein „Bibelfuzzi“, scheut sich nicht vor flammenden Worten wie Nächstenliebe und Erbarmen. Legendär waren die kabarettistischen Abende der Theatermacherin Ingrid Lausund am Schauspielhaus. Waren sie auch zum Schreien komisch, so legten sie doch gleichzeitig den Finger in aktuelle Wunden. Endlich gab es nun nach langer Zeit ein Wiedersehen in den Kammerspielen. Ein paar ihrer damaligen, bewährten Mitstreiter (Bjarne Mädel und Max Landgrebe) waren wieder dabei und sorgten mit Iris Böhme, Vanessa Stern und Christian Kerespeszki für den typischen Lausund-Tonfall, der gesellschaftspolitische Probleme gekonnt auf die ganz alltägliche Ebene herunterbricht und beim Zuschauer immer wieder für Schrecksekunden der Selbsterkenntnis sorgt. So auch an diesem Abend, der von peinlich berührter Stille über herzhaftem Lachen bis zu betretenen Schlucken alles bereit hielt. So konnte zum Schluss kaum jemand achtlos an der aufgestellten Spendenbox vorbei gehen. Denn: Schon 51% sind genug um am Schluss einen Schein in die Box zu tun, so hatte der Pragmatiker am Ende erklärt. Birgit Schmalmack vom 26.4.10
|