The shipment

The shipment
Fucking White
„Weiße sind die dümmsten Arschlöcher, die auf der Welt herumlaufen. Aber ich hasse auch die Schwarzen, denn sie sind die noch größeren Arschlöcher.“ So beginnt der der berühmte Comedian. Das Publikum im Thalia in der Gaußstraße, zu 99% weiß, hat schwer zu schlucken. Brav versucht es, an den richtigen Stellen politisch korrekt zu lachen oder empört zu gucken und sich dabei seine Verunsicherung nicht anmerken zu lassen.
Der dreiteilige Theaterabend „The shipment“, angerichtet von der koreanisch-amerikanischen Dramatikerin Young Jean Lee, der als New Yorker Gastspiel zu den Lessingtagen nach Hamburg kam, gleicht einer Achterbahnfahrt durch den alltäglichen Rassismus.
Der zweite Teil widmet sich einer Klischeegeschichte: Armer schwarzer, aber braver Junge will Rap-Star werden und gerät wider Willen ins Drogengeschäft.
Für den dritten Part werden fleißig Requisiten auf die bisher leere Bühne geschleppt: Ein schick ausgestattetes Wohnzimmer, perfekt vorbereitet für eine private Cocktailparty, entsteht. Nach und nach trudeln die exklusiven Gäste ein. Zuerst plaudert man, doch dann kippt die Stimmung: Der Gastgeber kotzt seinen Freunden seine Depression und seinen Ekel vor die Füße, gibt erst vor sie vergiftet zu haben und kündigt dann seinen Selbstmord an. Erst zum Schluss wird klar: Die fünf schwarzen Schauspieler spielen fünf Weiße.
Lee spielt gerne mit Klischees und Vorurteilen. Sie reizt ihr Publikum mit offensichtlichen Provokationen, wiegt es dann in Sicherheit, um es zum Schluss in einer Denkfalle zu fangen.
Die fünf New Yorker Schauspieler sind Könner, die Lees Konzept haben voll aufgehen lassen.
Birgit Schmalmack vom 8.2.10


(C) 2006 - Alle Rechte vorbehalten

Diese Seite drucken