Room Exit Keine ruhige Minute Eine massive Wand mit Tür- und Fensteröffnungen steht quer auf der Bühne. Schnelle, laute Beats dröhnen in den Ohren. Eine Hand reckt über die obere Kante der Wand. Schnell folgt erst der eine männliche Körper, dann schwingen sich drei weitere Männer von hinten über die Wand. Hinter den Wanddurchbrüchen werden Teile von Frauenkörpern sichtbar. So vervollständigt sich die unfreiwillige WG der jungen Leute in „Room Exit“. Vom Lande haben sie sich auf der Suche nach neuen Möglichkeiten aufgemacht in die Großstadt und finden sich nun in der Billigunterkunft wieder. Hier versuchen sie sich auf engstem Raume ihr neues Lebensumfeld zu erschaffen und zu erhalten. Die Frauen kämpfen dabei mit mindestens ebenso harten Bandagen wie die Männer. Niemand darf sich hier unterkriegen lassen. Ständig muss man auf der Hut vor neuen Herausforderungen sein. Kaum ruhen sich ein paar am Boden hockend aus, kaum finden sie zu seltener Gemeinschaft bei einem gemeinsamen Tun zusammen, bricht die Musik wieder ab und die kurze Harmonie ist vorüber. Ständiger Wechsel der Stimmungen, der Aktivitäten, der Anforderungen sind hier Programm. Keinen Moment der Sicherheit und Ruhe ist ihnen vergönnt. Ihre bisherigen Natur-Erfahrungen müssen sie nutzen, um sich einer lauten modernen Großstadt zurecht zu finden. So mischen sich Tierlaute mit denen von aktueller Popmusik. So mischt sich indonesisch mit englisch. So mischen sich traditionelle Tanzstile mit Streetdance und zeitgenössischem Tanz. Jecko Siompo ist ein Virtuose, der seinen ganz eigenen Stil kreiert. Er fordert die volle Aufmerksamkeit seiner Zuschauer, die dennoch selbst bei höchster Konzentration immer noch die Hälfte verpassen werden. Denn Siompo arbeitet stets auf mehreren Handlungsebenen. Während vorne eine Gruppe kurz interagiert, zappelt hinter ein Mann durchs Bild und von irgendwoher kichert eine Frauenstimme. Überaus spannendes Tanztheater, dessen Produktion „Room Exit“ Kampnagel nach Europa geholt hat. Eine Entdeckung! Birgit Schmalmack vom 16.2.10
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