Trauer muss Elektra tragen

Trauer muss Elektra tragen
Weiße Familienhölle
Wie ein weißes Tableau liegt das Haus des Mannons offen dar. Zu jedermanns Ansicht breiten sich die familiären Konflikte aus. Obwohl so angesehen in dem Ort, mehren sich die Gerüchte über die einstige Vorzeigefamilie. Ezra, der Ehemann und Vater ist als verdienter General aus dem Krieg zurückgekehrt. Seine Hoffnung auf einen Neubeginn seiner zerrütteten Ehe mit Christine ist vergebens; sie hat bereits einen Liebhaber, den Kapitän Brant. Als sie mit ihm gemeinsam ihren Mann ermordet, schwört die Tochter Lavinia, die ihren Vater abgöttisch liebt, Rache. Sie überredet ihren Bruder Orin Brant zu beseitigen.
Eugene O’Neill hat aus dem antiken Tragödienstoff ein zur Zeit des Vietnamkrieges spielendes Familiendrama gemacht. Die zentralen Themen von Schuld, Liebe, Rache, Inzest, Eifersucht und Verstrickung erweisen sich als allgemeingültig. Heiko Raulin gibt dem schwer traumatisierten Sohn überzeugende Tiefe. Anna Griesbach gewinnt während der dreistündigen Aufführung zu einer tragenden Ausstrahlung, so dass ihre mit weit reichenden Konsequenzen für die ganze Familie behafteten Entscheidungen überzeugen können. Daniela Ziegler spielt die leicht hysterische Grand Dame, die sich dank ihrer Schönheit ihre Extravaganzen leisten darf.
Boris von Poser hat das Drama weitgehendst unaufgeregt in Szene gesetzt. Dank der überaus actionreichen Story und den herausragenden schauspielerischen Leistungen besonders der jüngeren Generation wurden die drei Stunden der Aufführung nicht lang.
Birgit Schmalmack vom 20.1.10


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