Jungs laufen amok

Jungs laufen amok – mädchen bringen sich um
I hate school
Zwei Neue an der Schule: Olli übt die coolen Posen noch. Claudia muss ihre Brille für ein Date mit Macho-Max abnehmen. Zusammen mit der schönen Julia, in die sich Olli sofort verliebt, versuchen sie so viel Party wie möglich in ihr ödes Leben in der Betonhaussiedlung zu bringen. Doch die Schule besteht für Olli oft aus Misserfolgen und Mobbing. So findet er in den morbiden Gedanken der beiden Mädchen Ähnlichkeiten zu seinem Gefühl der Sinnlosigkeit des eintönigen Malocher-Lebens. Doch er sehnt sich eher nach einem großen Abgang, der ein erkennbares Zeichen für andere inklusive Denkzettel setzen will. Julia und Claudia spielen wiederum die verschiedenen Arten Selbstmord zu begehen durch.
Der provokante Titel des Stückes von Carola Unser und Michael Gmaj greift Schlagzeilen von Artikel nach dem Attentat von Winningen und Emsdetten auf, die das Thema oft zu einseitig analysierten. Sie dagegen haben ein vielschichtiges Jugendstück in der Plattform des Ernst-Deutsch-Theaters mit dem Schauspielern Solveig Krebs, Sebastian Hermann und Lisa Grosche (per Videoeinspielung) entwickelt, das sich vor vorschnellen Schlussfolgerungen verwahrt. Sie schildern in vielen kleinen Spielszenen den Alltag der Jugendlichen in Schule, Peergroup und Familie. Sie zeigen die Gemütslage, die sich in Aggression gegen sich selbst und andere Luft verschaffen möchte. Die Musik (z.B. „I don’t like Mondays“ von den Boomtown Rats aus den Achzigern) zeigt, dass das Thema schon vor Jahrzehnten aktuell war, doch durch die Allgegenwärtigkeit der Medien heutzutage zu schnelleren und umfangreicherer Verbreitung gelangt.
Die Jugendlichen und Erwachsenen im Publikum zeigten sich gleichermaßen beeindruckt von der schauspielerischen Wandlungsfähigkeit von Krebs und Hermann und der gut getroffenen Sprache, die die Episoden zugleich zeitgemäß und allgemein gültig machte.

http://www.welt.de/die-welt/kultur/article4617528/Jungs-laufen-Amok-Maedchen-bringen-sich-um.html


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