Hunger nach Sinn

Hunger nach Sinn
Unglückliche Zusammenstellung

Liebst du mich?
Das kann ich so direkt nicht sagen!
Wie dann?
Ich habe es lieber, wenn du da bist, als wenn du weg bist.
So wie mit einem Hund?
Ein Gespräch zwischen einer Frau und einem Mann, das Alexander Kluge in einem Dialog in einer seiner zahlreichen Arbeiten eingefangen hat. Mit dieser Szene beginnt Kevin Rittberger seinen Theaterabend im Rangfoyer „Hunger nach Sinn“. Es folgen vier weitere kleine Episoden, die von jeweils zwei Menschen szenisch dargestellt werden. In allen will er der Frage nach dem Gefühl der Liebe nachgehen. Wie kann es in Worten ausgedrückt werden? Wie kann es verstanden und ergründet werden?
Wie die erste Szene schon andeutet, interessiert Kluge dabei eher das Fehlen der Worte. Auch im Gespräch zwischen zwei Männern kann der eine dem anderen sein Verhältnis zu seiner Frau nicht befriedigend erläutern. Ebenfalls Der Richter kann die angeklagte Ehefrau, die ihren Ehemann erschoss, beim besten Willen nicht verstehen. Wie kann sie versichern, dass sie ihren Ehemann liebte, obwohl er ihre Tochter vergewaltigte?
Leider entschied sich Rittberger als letzte Szene die makabere Geschichte über einen KZ-Versuch an einem radiaktiv verstrahlten Liebes-Paar zu nehmen. Entgegen seiner ursprünglichen, stummen Version bei der Premiere erklärt nun Felix Kramer als Lagerarzt ganz sachlich den missglückten Versuch, während Ute Hannig als Studentin von einem Platz mitten zwischen den Zuschauern wie in einem Hörsaal Fragen stellt. Diese Zusammenstellung der Szenen wird weder der letzten noch den vorherigen gerecht. Die Perversität der letzten Episode vertreibt jede Überlegung über die Liebe. Trotz der beachtlichen Leistung der beiden Darsteller, wird dadurch der ganze Abend in Frage gestellt.
Birgit Schmalmack vom 30.5.06


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