High Fidelity

High Fidelity

Ein einziges Mal, erinnert sich Rob, hatte er in seinem Leben eine schwungvolle Zeit. Er durfte als DJ in einem angesagten Club seine Lieblingslatten auflegen. Doch als diese Zeit dem Ende entgegen ging, musste er erkennen, dass zwei Dinge verwechselt hatte: sich und die schwungvolle Musik, die die Leute zum Tanzen brachte. Gerade in dieser Zeit hatte er Laura kennen gelernt, seine derzeitige Freundin. Als die ihn - wie alle ihre zahlreichen Vorgängerinnen - sitzen lässt, ist es für den 35jährigen Wieder-Single und immer klammen Plattenladenbesitzer an der Zeit, in grundsätzlicher Natur über sein bisheriges Leben nachzudenken. Zumal er immer wieder, wenn er neuerdings alte Kinderbilder von sich betrachtet, ein schlechtes Gefühl in sich aufsteigen spüren würde: „Tut mir leid, kleiner Junge, hab dich wohl hängen lassen!“
Wie von Stein zu Stein sei er bisher von Frau zu Frau gehüpft. Soll das immer so weiter gehen? Bis er keinen neuen Stein mehr finden oder er zu alt zum Springen geworden ist? Rob war immer überzeugt, dass er zur Beurteilung seines Gegenübers nicht seinen gesunden Menschenkenntnis sondern nur einen Blick in dessen Plattensammlung tun brauchte. Der Mensch ist nicht das, was er ist, sondern das was er hört. Doch reicht das als Lebensweisheit tatsächlich aus?
Mit dieser sanften, lakonischen Ironie erzählt Jörn Knebel in der Hamburger Botschaft, einem Hamburger Club, während er alte Platten am DJ-Pult auflegt, von Robs Leben.
Als Gegenspieler in der Theaterfassung zu dem Kultbuch „High Fidelity“ von Nick Hornby braucht Regisseurin Katharina Wienecke keine der Frauen, sondern nur seinen Plattenkumpel und Teilzeitmitarbeiter Barry (Gernot Grunewald). Eine hervorragende Umsetzung des großartigen Romanstoffes, die äußerst amüsant den wichtigen Dingen des Lebens auf die Spur kommt. Jörn Knebel trifft genau den richtigen Ton für Rob, der sich eigentlich ungerne lange über Vergangenes nachgrübelt, aber auf seine unprätentiöse Art viel Erkenntnisse über das Leben, die Männer, die Frauen, die Liebe und die Musik parat hat.
Birgit Schmalmack vom 31.10.06


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