Das letzte Band Spurensuche mit Banane Langsam schlurft Krapp auf die Bühne und nimmt auf dem Stuhl am Tisch Platz. „Ach..“ stöhnt der Mann, dem man die Jahre seines Lebens ansieht. Beschwerlich steht er auf, sucht umständlich nach seinem Schlüsselbund, hält es dicht vor seine Augen. Endlich hat er den richtigen Schlüssel für die Schreibtischschublade gefunden und er zieht eine Banane hervor. Ein wohliges Lächeln breitet sich über sein Gesicht aus. Der Genuss von Bananen scheint immer noch seine Lebensgeister wecken zu können. Genauso wie das Wort „Spuuule“, das er mit Mund und Zunge so zelebriert, als wenn er die Windungen des Tonbandes aus dieser Spule, die er in seine Tonbandgerät einlegt, nachahmen möchte. Otto Sander ist eine Traumbesetzung für die Figur des Krapp aus Samuel Becketts Stück „Das letzte Band“. Ihm nimmt man jede Geste, jede Falte, jedes Auflachen, jedes Schlurfen und Schlürfen in seiner Rolle ab. Heute will er sein letztes Band besprechen. Sein hörbares Tagebuch über sein Leben will er endlich abschließen. Doch zunächst hört er dem „Idioten, der ich vor 30 Jahren einmal war“ zu und empört sich lautstark über dessen poetische Illusionen. Das letzte Band, das die Gegenwart dokumentieren sollte, zeigt ihm nur: Er hat nichts mehr zu sagen. Alles ist gesagt. Er reißt es heraus und wirft es auf den Boden. Um doch wieder das alte Band des „Idioten“ einzulegen. Zu schön hat er dieser von den Vergnügungen der Liebe zu berichten verstanden. Zu gern gibt sich Krapp den Erinnerungen an die schönen, für immer verflossenen Stunden hin. Langsam verlischt das Licht auf der Bühne, bis nur noch ein Kegel auf das Tonband fällt. Gerührt nimmt Otto Sander den jubelnden Applaus im St. Pauli-Theater nach der gut einstündigen Vorstellung entgegen. Birgit Schmalmack vom 24.10.06
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