Adam Schaf hat Angst
Kennst du das Land, wo die Schablonen blühn Ein Musical von Georg Kreisler. Das weckt Erwartungen auf bissigen Humor, der mit Sarkasmus das Zeitgeschehen kommentiert. In der Verbindung mit Tim Fischer als Darsteller der Hauptfigur Adam Schaf verspricht dies einen interessanten Abend im Schmidt Theater. Gebückt, mit weißen langen Haaren, auf einen Stock gestützt kommt Schaf zur Garderobentür herein. Heute solle er einen alten Diener spielen, erzählt er, und zwar in einem Stück, in dem er früher den jugendlichen Liebhaber gespielt habe. Die lange Wartezeit auf seinen kurzen Auftritt nutzt er, um sein Schauspielerleben Revue passieren zu lassen. Flugs wirft er seinen viel zu weiten Anzug und die Perücke ab und steht als junger, knackiger Mann anz am Anfang seiner Karriere da. Er berichtet, wie er über seinen Bürojob zum Tourneeleiter und schließlich zum Staatsschauspieler (und Ar...kriecher) wurde, und würzt seine Erzählung mit ironisch unterfütterten Songs im typischen Kreisler-Stil. Da wird nicht mit Kritik an den Oberen, den Bonzen und den Politikern gespart. In ihnen definieren Chefs die Freiheit so, dass die der Untergebenen nur darin bestehen würde durch ihre beständige Arbeit ihre Freiheit zu sichern. Ansonsten hätten sie eben den ganzen Tag frei und wären wieder arbeitslos. Auch die Seitenhiebe auf die Wiener dürfen nicht fehlen: Ihre Liebe zu Mozart wird damit begründet, dass sie bei dieser Musik so ungestört weiter tratschen können, was bei Strawinsky oder Mahler wohl kaum möglich wäre. Das Ende des gut zweistündigen Abends ziert die Erkenntnis Kreislers, dass jede seiner Zeilen als Sängers oder Schauspieler eigentlich wirkungslos sind. Sie verändert keine gesellschaftlichen Verhältnisse. Doch die Zuschauer könnten dies besser machen: Sie könnten hinausgehen und etwas tun. Und somit beweisen, dass das Team Kreisler-Fischer doch nicht ganz umsonst für einige Denkanstöße (und viel Unterhaltung) gesorgt hat. Birgit Schmalmack vom 18.10.06
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