Außer Atem Theater im Cinemaskop-Format Nie sah man die Bühne des Sprechwerkes so weit aufgeblättert. Großflächig bot sie Raum für Sebastian Schugs Inszenierung des Filmklassikers „Außer Atem“ von Godard von 1959. Für Theater im Cinemaskop-Format der perfekte Raum. Das Bühnenbild aus Bau-Gerüsten, alten Lampen, Matratzen, Autositzen füllt auf verschiedenen Ebenen die breite Bühne des Sprechwerkes. Räume sind so entstanden, die Platz für die Verquickung der unterschiedlichen Erzählstränge lassen. Erzählt wird die Geschichte von Patricia und Michel. Sie ist eine amerikanische Studentin, die als Journalistin in Europa Karriere machen möchte. Sie trifft auf Michel, den Kleinganoven, der bei einem Autodiebstahl einen Polizisten erschoss und seitdem auf der Flucht ist. Er sieht in ihr seine große Liebe, doch sie? Ist Michel ihr wirklich wichtiger als ihre Karrieremöglichkeiten? Oder sucht sie nur die Aussicht auf einen abenteuerlichen Ausflug in einer unbekannte, spannende Welt, in der es um Leben oder Tod geht? Im letzten Moment entscheidet sie sich gegen Michel und verrät ihn an die Polizei. Geschickt übernimmt Schug Anregungen aus dem Film und nutzt gleichzeitig die besonderen Möglichkeiten des Theaters voll aus: Schnelle Schnitte, gleichzeitige Einblendungen, ineinander fließende Handlungen. Er hat hervorragende Schauspieler dafür zur Verfügung. Außer den beiden Hauptrollen (Jan Thümer, Kathrin Diele) sind alle weiteren nur mit drei Schauspielern (Alexander Schröder, Alexander Weise, Katrin Hansmeier) besetzt, die sekundenschnell die Rollen wechseln. Eine Bühnenadaption hat Schug hier geschaffen, die den Filmklassiker höchst aktuell wirken lässt. Die Suche nach Abenteuer, Ungewissheit und Spannung steht auch heute noch der Wunsch nach Sicherheit, Halt und Kontinuität gegenüber. Birgit Schmalmack vom 18.9.06
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