Leben auf der abschüssigen Bahn Ivanovs Leben ist mittlerweile so interessant wie eine Fahrt auf einer Carrera-Bahn. Immer rundum herum im Kreis läuft es in seinen Bahnen. „Es ist so langweilig,“ stöhnt er immer wieder. Im Alter von 35 ist sein Lebensauto nun ganz aus der Bahn gesprungen und will nicht mehr in Schwung kommen, so oft er es auch zurück in die Spuren der Loopingbahn stellt. Dabei kann er keinen Grund dafür feststellen. Er ist gesund, kräftig, noch jung und hat eine schöne Frau, die ihm aus Liebe ergeben ist. Nach fünf Jahren muss Ivanov feststellen, dass seine Liebe zu ihr aber erschlossen ist. Am liebsten würde er sie verlassen, um zur jungen Sascha, die ihn aus seiner Schwermut erretten möchte, zu wechseln, doch ihn plagen Schuldgefühle: Gerade zu diesem Zeitpunkt erfährt er von der lebensbedrohlichen Erkrankung seiner Frau. Stefan Düe ergründet in seinem Solo auf der Bühne des ehemaligen Theaters Imago, das nun Fleetstreet heißt, das Seelenchaos des jungen Mannes „Ivanov“ aus dem gleichnamigen Stück von Tschechow. Unter der Regie von Alex Krebs trinkt er mit den Zuschauern Tee aus dem Samowar und erklärt ihnen seine Lage. So erfahren sie nicht nur, wie man einen russischen Tee stilgerecht zu sich nimmt sondern auch, wie sie ihr Leben einrichten sollten. Seinem Ratschlag gemäß sollten sie nicht versuchen wie er ständig eine Sonderrolle spielen zu wollen. Das stromlinienförmige Leben sei seiner Meinung nach mehr zu empfehlen. Die frische Bühne am Fleet, die am 11.3.06 ihre erste Premiere feierte, verspricht neues junges Theater zu bieten, das die Lust am Experiment versprüht. Ein Projekt, das die Unterstützung der Theaterinteressierten Hamburgs verdient. Birgit Schmalmack vom 19.3.06 www.hamburgtheater.de
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